Presse


Il Trittico am Staatstheater Mainz

Wiesbadener Kurier vom 20. September 2005
In Mainz wird Puccinis Titel „Il trittico“ ernst genommen. Die drei Opernminiaturen werden in ihrer Gegensätzlichkeit nicht nebeneinander gestellt, sondern der Bühnenbildner Roland Aeschlimann fügt mit einem suggestiven Einheitsraum die Einakter zu einem schlüssigen Ganzen. Eine Wellblechwand mit einem riesigen Bullauge ist Schauplatz für die Eifersuchtsballade „Il tabarro“. Danach öffnet sich das Rundfenster, wenn die Klosterelegie „Suor Angelica“ beginnt und zeigt ein spätbarockes Monumentalbild: Christus ächzt unterm Kreuz. Auch im Spiel versteht es die Regie von Anouk Nicklisch, die Stücke zu verzahnen. Die Kapitänsfrau Giorgetta, die ihren Mann betrügt, ist mit ihren Gefühlen fixiert auf das Album mit den Bildern ihres toten Kindes. An dasselbe Album klammert sich die Nonne Angelica, die nach der Geburt ihres unehelich geborenen Kindes ins Kloster verbannt wurde, mit ihren unerfüllten Sehnsüchten. Gleitend gelingt der Übergang zwischen „Mantel“ und „Schwester Angelica“, weil sich Giorgetta (Elizabeth Hagedorn packend in ihrem Versuch auszubrechen aus dem bisherigen Leben) nach dem Tod ihres Liebhabers einreiht in die Schar der Novizinnen….Viel Beifall für diese inszenatorische und musikalische Großtat, mit der Puccinis letztes vollendetes Opernwerk für den Spielplan erobert wird.
Siegfried Kienzle

Opernwelt vom November 2005
Geschlossene Aufführungen von Puccinis „Trittico“ sind rar…Der Schlussteil, die Komödie „Gianni Schicchi“, schildert eine Episode aus Dantes „Göttlicher Komödie“. Auf deren Grundpfeilern hat am Staatstheater Mainz die Regisseurin Anouk Nicklisch ein Konzept abgeleitet, das mit den inhaltlich autarken Stücken gut funktioniert. Man erlebt die Geschichte einer Läuterung aus der Hölle ins himmlische Paradies. Dafür werden die ersten beiden Teile inhaltlich miteinander verwoben. …. So bleibt der „Trittico“ ein langer, das Publikum fordernder Abend. Dass es sinnvoll und packend zu inszenieren ist, hat Anouk Nicklisch mit dieser Produktion bewiesen.
Claus Ambrosius



Sofonisba am Nationaltheater Mannheim

FAZ vom 3. März 2006
…Die Regisseurin Anouk Nicklisch, der Bühnenbildner Roland Aeschlimann und der Kostümbildner Yoshio Yabara ersetzten den überlieferten Repräsentationsprunk durch konzentriertes Ineinandergreifen der Künste. So erinnerte Aeschlimanns bühnenbreitenfüllende Wand mit ihren Parallelelementen an eine barocke Gassenbühnenarchitektur, aber in wechselnder Beleuchtung auch an Durchsichtigkeit und Beweglichkeit altjapanischer Papierwandräume. Die Kostüme verbanden besonders bei der exotischen Titelfigur, Stilzüge aus Barock und japanischem Nô-Spiel, sowie der dafür typischen maskenhaften Gesichtsbemalung. Und die Regisseurin konfrontierte analog zum Übergangscharakter der Musik Stilisierung mit natürlichem Bewegungsfluß und bezog im Requisitenspiel mit Puppen und Panzern den kriegerischen Hintergrund ein…
Ellen Kohlhaas

Mannheimer Morgen vom 27. Februar 2006
…Was Anouk Nicklisch (Regie), Roland Aeschlimann (Bühne) und Yoshio Yabara (Kostüme) , aber auch die Musiker und Sänger unter Wolfram Koloseus im Nationaltheater Mannheim mit dem Werk anstellen ist alles andere als belanglos. Am Ende sitzen wir im Theater als Ort gesellschaftlichen Nachdenkens. Über Krieg: Über Kultur. Über das Leben des Individuums unter politischen Zwängen.
Immer wieder stehen da die Protagonisten zwischen den 19 beweglichen Facettenwänden, die den Einheitsbühnenraum dominieren und es scheint, als wollte das Regieteam damit so etwas wie die Unmöglichkeit menschlicher Nähe, Kommunikation und menschlicher Wärme ausdrücken. Grenzüberschreitungen sind mühsam. Manchmal kämpfen sich einzelne durch dieses Kabinett der Kälte und Abschottung…
Stefan M. Dettlinger

Allgemeine Zeitung, Mainz vom 01. März 2006
…Regisseurin Anouk Nicklisch, seit Jahren auch auf der Mainzer Opernbühne erfolgreich, zeigt die Komik der Verstrickungen, ohne die Tragödie und die Ausweglosigkeit der Figuren zu denunzieren. Diese Zeitgenossen des Sturm und Drang zappeln in einer emotionalen Dauer-Erregtheit oder erstarren mit pathetisch gereckten Armen…
Siegfried Kienzle



Clivia am Staatstheater Mainz

Opernwelt – Januar 2004
...Nico Dostals „Clivia“, nach der Uraufführung 1933 der größte Hit unter den rund zwanzig Bühnenwerken des Komponisten ist heute jedoch praktisch vergessen...Dabei hat Clivia mit einer rasanten Mischung aus Filmrevue und Politkrimi eine frappierende Bühnentauglichkeit – zumindest, wenn sie so locker auf die Bühne gebracht wird wie von Anouk Nicklisch in Mainz. Sie hat den Text zu unaufdringlicher Aktualität bearbeitet, lässt mit hektischen Promotion-Girls den amerikanischen Konsumimperialismus auf der comic-bunten Bühne aufrauschen und hebt doch keinen moralisierenden Zeigefinger...
Claus Ambrosius

Frankfurter Rundschau vom 28. Oktober 2003
...Am Gutenbergplatz blüht die Clivia momentan, denn ein aus Frauen bestehendes Regie-Quartett ist nicht nur mit Farbe und Pep dem Staubfänger zu Leibe gerückt. Anouk Nicklisch hatte zusammen mit Hans-Joachim Wagner das ursprüngliche Libretto von Charles Amberg und F. Maregg geschärft und mit hübschen Anspielungen von der Neuen Weltordnung bis zur momentan rheinland-pfälzischen Koofmich-Kulturdebatte gespickt....
Bernhard Uske

Frankfurter Neue Presse vom 28. Oktober 2003
Es geht um Macht, um dubiose Millionengeschäfte, um Bodenschätze in Südamerika und um eine amerikanische Finanzmagnatin, die alles versucht, um an diese Reichtümer zu kommen. Es geht aber auch um Liebe, um Menschen, die sich etwas vormachen, und um die Glitzerwelt des Filmgeschäfts. Eine Gegenwartsgeschichte, könnte man meinen, mit brisanten politischen Anspielungen. Weit gefehlt: Das ist der Stoff, aus dem Nico Dostal 1932/33 seine Operette „Clivia“ gestrickt hat.
Schein und Sein, Fiktion und Realität, leichte Muse und bierernste politische Themen – in diesem Spannungsfeld bewegt sich die Mainzer Clivia- Inszenierung und beweist damit, dass Operette nicht nur banal, sondern auch geistreich und hochaktuell sein kann. Dann nämlich, wenn sie sich – auch unter dem Deckmantel fremder Länder und vergangener Zeiten – auf ihr unmittelbares Umfeld bezieht, wenn sie parodiert, karikiert und kritisiert. Der Spagat zwischen Spaß und Ernst gelingt der Regisseurin Anouk Nicklisch vortrefflich. Ohne zu belehren, greift sie politische Fäden auf und verkauft sie auf leichte Weise: das Machtstreben der Vereinigten Staaten, der schöne verlogene Schein der Filmwelt, die Abenteuerlust der Touristen und die Sensationsgier der Journalisten...(car)



Madama Butterfly an den Wuppertaler Bühnen

Kölner Stadt-Anzeiger
Der Wuppertaler Generalintendant Gerd Leo Kuck führt derzeit einen Mehrfrontenkampf, um den ihn selbst seine blutig gegeißelten Kollegen in Bonn, Aachen, Freiburg und anderen Stätten des kommunalen Kulturausverkaufs nicht beneiden. Zum Ende dieser Saison hat der TÜV die Schließung des maroden Opernhauses in Barmen verfügt. ... In dieser Aschermittwochs-Stimmung blitzt die letzte Neuproduktion im Barmer Stammhaus als wahrer Hoffnungsschimmer auf. Denn mit Giacomo Puccinis japanischer Tragödie „Madama Butterfly“ leben in Wuppertal noch einmal die Tugenden des deutschen Stadttheaters auf.
... Auf die Zwischentöne kommt es der Regisseurin Anouk Nicklisch vor allem an. Wie schon in früheren Inszenierungen bietet sie keine plakativen Fragen und Lösungen, sondern vieldeutige Annäherungen. Und wie Puccini selbst, versteht sie die wirtschaftliche und kulturelle Eroberung Japans durch die Amerikaner um die Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur als imperialistischen Gewaltakt, sondern auch als Verletzung der weiblichen Persönlichkeit, die im blühenden Sextourismus ihre vielleicht erniedrigendste Ausprägung findet. ...Durch den Rückgriff auf Passagen aus der Erstfassung von „Madama Butterfly“ (1904), in der Puccini den Zynismus des Amerikaners schonungsloser anprangerte als in der späteren, geglätteten Fassung von 1906, erscheint Pinkertons Ehe mit der Amerikanerin Kate als das angestrebte Ideal einer „reinrassigen“ Verbindung. Nicht allein die lautstarken kriegerischen Auseinandersetzungen sind es, welche das Verhältnis zwischen den Kulturen vergiften, sondern der alltägliche Faschismus in den Köpfen. Auch eine Erkenntnis, die uns diese bedenkenswerte Wuppertaler Aufführung vermittelt.
Wolf Schaeftlein

Westfälische Rundschau vom Montag, 30. Juni 2003
...Die junge Regisseurin, die nach der Premiere ebenso stürmisch gefeiert wurde wie die Sänger inklusive Titelheldin Tatjana Zaharchuk als Gast, hat sich für Teile aus der Urfassung von 1904 entschieden. Puccini selbst hatte wegen lautstarker Ablehnung und Tumults nach der Uraufführung einige Arien und Szenen korrigiert und geglättet. Zu Recht setzt Nicklisch auf die dramatische Spannung eben dieser Urfassung, in der Musikstile, Harmonien , Tonarten und Lebensrituale ungefiltert in ständigem Kampf stehen.
Wie unüberwindbar Kulturmauern waren und sind, führt Nicklischs strenge Personenführung und Ritual-Choreographie vor, in stilisierter, atmospärisch dichter Ausstattung von Nanette Zimmermann....
Michael-Georg Müller

Westfalenpost vom Montag, 30. Juni 2003
...Eine schräge weiße Spielfläche... außer der Butterfly, die im gelben Kostüm als Zitronenfalter erscheint, und ihren Freundinnen, gibt es keine Farbe. Es ist eine künstliche Welt, offen für alle Männersehnsüchte, die Leute wie Pinkerton fleischlich erleben möchten. Aber Butterfly und ihre Dienerin Suzuki sind keine virtuellen Gestalten, sondern verletzliche, fühlende Wesen. Das Bühnenbild von Nanette Zimmermann spiegelt die Sicht der westlichen Kolonialisatoren auf die fremde Kultur...Regisseurin Anouk Nicklisch sorgt mit subtiler Personenführung dafür, dass die verzweifelten Träume und Enttäuschungen der beiden Frauen schmerzhaft deutlich werden...
Stefan Keim



L'elisir d'amore am Staatstheater Mainz

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. Mai 2003
...Nostalgisch knistert die Rille und verzückt schmachtet der Junge Nemorino, der das Mädchen Adina liebt. Oder vielmehr: ihre Sphäre, ihr Bild, ihre Welt voller Literatur und Musik, die ihm wie die schneebedeckten Berge im Hintergrund unerreichbares Ideal zu sein scheinen. Für die anderen Männer der Dorfgemeinschaft hegt die Regisseurin Anouk Nicklisch wenig Sympathie, verwandelt sie in memoriam Circe in eine Herde blökender Schafe...der Sergeant Belcore verkörpert gewissermaßen den Homo erectus... mit dem Quacksalber Dulcamara kommt ein gewichtiger Versucher über das Dorf...staatsmännisch schwebt er vom Staatstheaterhimmel...dauersympathischer Blondino, der mit der Befriedigung von ihm erst geschaffener Bedürfnisse seine Taschen füllt. Nicklisch pointiert diesen Aspekt bis zur Groteske..., läßt die Soldaten zu eingebildeten Kranken mutieren, während die Damen jedes Fältchen im Gesicht als Abgrund wahrnehmen...Das Zwerchfell bleibt darob aktiv, während das ästhetische Unbehagen permanent zunimmt. Doch hat die vermeintliche Geschmacklosigkeit System. John Carlo Pierce...mutiert im zweiten Akt zum militanten Erzromantiker, und die emotionale Unbedingtheit des zu sich selbst gekommenen Nemorino bringt auch Adinas bildungsbürgerliche Fassade zum Einsturz. Nach der operettenhaften Künstlichkeit wirkt beider Bekenntnis zur Liebe wie ein Befreiungsschlag... Alle Ersatzhandlungen, Ersatzgefühle, Ersatzwelten vergehen angesichts dieses aufrichtigen Gefühls...Die Darsteller agieren bezwingend...doch während das Auge funkelt, nistet in mancher Seelenfalte weiter Beklommenheit. Allzu deutlich zeichnet Nicklisch auch ihre Vorbehalte gegen das Lieto fine in ihrer Inszenierung ein. In ihrer Sicht auf das Melodramma giocoso schwingt eine latente Trauer über das Illusorische menschlicher Lebensentwürfe mit....Und denkt man zurück an das romantisch überhöhte Bild, welchem sich Nemorino zu Beginn hingab, an die artifizielle Tristan-Welt, in die sich Adina hineinträumte, so gibt es kaum etwas, das den ersten Tag des gemeinsam gestalteten Lebens überdauern könnte...
Benedikt Stegemann

Frankfurter Rundschau vom 21. Mai 2003
...Das Orchester ist noch stumm, das Vorspiel hat noch nicht begonnen, da nimmt Adina auf der Vorbühne den Tonarm ihres kleinen Plattenspielers in die Hand und legt ihn auf eine knisternde alte Platte. Es ertönt der Tristan-Akkord, ein unaufgelöstes Symbol ewiger Sehnsucht. Ein Klang aus dem vier Stunden schmerzbeladenenes, nie zur Ruhe kommendes Musiktheater entstehen kann. Hier ist es aber mit der Schwere gleich vorbei.... Tristan wird aus den Höhen romantischer Metaphorik auf das Land zurückgeholt.
Was dann kommt sind zweinhalb schnell vorbeifliegende Stunden italienischer Oper.
Gaetano Donizettis „L“’elisir d’amore, ist ein brüchiges, aber auch unterhaltsames, mit dem alten Motiv des Liebestranks spielendes Stück, das zwischen vordergründiger, holzschnittartiger grober Theaterkomik und Einsichten in menschliche Tiefen hin- und herspringt. Anouk Nicklisch weiß in ihrer Inszenierung am Staatstheater in Mainz diesen Spagat auszuhalten. Sie hat einen schönen, von Theaterkonventionen unberührten Hang zur Groteske. Sie spielt mit Schafen und Fototapeten, mit Uniformen und raschen auf keine Logik zielenden Schnitten...Die Damen des Chors kreischen vor Glück, die Herren blöken, in der Mitte steht Adina, die Fäden gutgelaunt in der Hand. Alles ist irgendwie lustig...Nur Nemorino (John Carlo Pierce) ist nicht zum Lachen zumute.... Nicklisch inszeniert ihn in Anlehnung an Buster Keaton, rührend naiv...Aber er ist ein Verlierer. Das, was er will, Adina, erscheint unerreichbar. Dabei liebt sie ihn von Anbeginn, daran lässt Nicklischs Personenführung keinen Zweifel. Nur: es zuzugeben, das große Gefühl zu erlauben, wenn es im Leben direkt vor einem steht, das ist nicht so einfach...
Tim Gorbauch



Die Zauberflöte am Stadttheater Klagenfurt

Die Presse vom 28. Dezember
Wie selten ist es geworden, dass sich eine Regie völlig in den Dienst des Werkes stellt, anstatt dem Publikum „avancierte Konzepte“ aufzuoktroyieren“, doch Klagenfurt hat’s: Regisseurin Anouk Nicklisch und Bühnenbildner Roland Aeschlimann erzählen “Die Zauberflöte“ in subtiler Weise als zeitloses Märchen, und dies lobenswerterweise mit dem Hauptgewicht auf der Ausleuchtung archetypischer Symbole und vor allem der ehrwürdigen Aufführungstradition des Werks. Ideologische Festlegungen werden vermieden, die Handlung kann in dem wunderschönen, so sinnlich wie abstrakten Bühnenbildern gleichsam atmen, ohne deshalb verbindlich zu werden, vermag die Inszenierung zu interessieren, ja oftmals zu fesseln...
Harald Haslmayr



Don Giovanni Tenorio ossia Il dissoluto punito von Vincenzo Righini am Staatstheater Mainz

Die Deutsche Bühne 8/2002
...ganz gewiss verdienstvoll, dass das Staatstheater die Aufführung in Kooperation mit dem Fachbereich Musik der Mainzer Gutenberg-Universität und der von der Künstlerin Rosalie geleiteten Abteilung Bühnen- und Kostümbild an der Offenbach-Hochschule für Gestaltung erarbeitet hat. Eine gute Gelegenheit für junge Ausstatter, Orchestermusiker, Solisten und Chorsisten, unter dem versierten Dirigenten Michael Hofstetter und der professionellen Regisseurin Anouk Nicklisch Bühnenerfahrungen zu sammeln.
Anouk Nicklischs Regie spielt mit modernen Mitteln auf historische Bühnenästhetik an: Theater in Anführungszeichen, teils ironisch glossierend, teils klug kommentierend, stets schön anzusehen.
Detlev Brandenburg

Frankfurter Rundschau – Kulturspiegel vom 18. Juni 2002
...Mit scharfem Blick für Situationen und Personenkonstellationen arbeitet Regisseurin Anouk Nicklisch heraus, wie Don Giovanni irritiert den Verlust der eigenen Aura spürt. Dass er aus der Sicherheit des Instinktmenschen in Selbstzweifel und Trotz fällt und damit als einzige Figur des Stückes eine Entwicklung durchmacht, wird unterhaltsam und mit leichter Hand vorgeführt. ...
Andreas Hauff



Teseo am Stadtheater Klagenfurt

Die Presse vom 21. Januar 2002
Mit Händels Teseo gelang dem Stadttheater Klagenfurt eine erfrischende Repertoireerweiterung. ... Der Regisseurin Anouk Nicklisch gelang in der Folge ein knisternd- intensives Kammerspiel um zeitlose humane Emotionen im Gewand der klassischen Antike. Den Höhepunkt bildete der vierte Akt mit einem hochstilisiert-symbolistischen, auch farblich virtuos aufgefächerten Psychogramm jenseits billiger Aktualisierungen; überaus aussagekräftig das geometrische Bühnenbild von Roland Aeschlimann ... Nicht nur eingefleischten Barockfans sei die Reise nach Klagenfurt zu dieser geglückten Produktion empfohlen.
Harald Haslmayr

Süddeutsche Zeitung vom 30. Januar 2002
... Klagenfurt bedeutet, Fantasie und Flexibilität gegen die Konkurrenz der großen Häuser zu setzen... Anouk Nicklisch inszeniert viele gebrochene Herzen. Aus Georg Friedrich Händels selten gespieltem Teseo macht sie eine Liebesgeschichte. Zu Nicolà Francesco  Hayms Libretto fällt Nicklisch genug ein. Die Regisseurin konzentriert sich auf die Hauptfiguren und entwickelt ein Spiel über Liebe und Eifersucht aus der Situation,aus der Langeweile des Wartesaals heraus. Ewiges Rätsel der Zeit: Mühsam sollten sich die Zeiger über das Zifferblatt quälen. In Klagenfurt krabbeln sie hurtig.
Clemens Prokop

Kärntner Tageszeitung vom 21. Februar 2002
...Begeistert von diesem „Teseo“ zeigte sich auch die Krimiautorin Donna Leon: „Die Inszenierung hält jedem internationalen Vergleich stand, auch mit großen Häusern, die sich speziell der Barockoper gewidmet haben. Die Medea hat mich fasziniert.“...
Donna Leon



Tosca am Staatstheater Mainz

Rhein-Main Presse vom 5. November 2001
Starr wie eine Ikone steht Tosca an der Rampe und singt ihr Bekenntnis „Vissi d’arte“ Unterdessen hantiert der Polizeichef an ihr herum, als wäre sie eine Gliederpuppe. Er probiert an der Sängerin die verschiedensten Posen aus, mal rührselig, mal pathetisch, ohne dass sie es bemerkt. Das ist die Schlüsselszene zu einer spannend neuen Sicht auf die Figuren. Die Regie von Anouk Nicklisch zu Giacomo Puccinis „Tosca“ erreicht bei diesem, im Repertoire arg verschlissenen Politschocker aus Liebe, Eifersucht und Tod ein Höchstmaß an Vergegenwärtigung. Eine ebenso inspirierte wie konsequente Theaterleistung.
„Tosca“ wird zur Tragödie einer Künstlerin, die nur in ihrer Theaterwelt lebt, sich nur in den übersteigerten Emotionen und Posen ihrer Rollen ausdrücken kann und deshalb der erstbesten plumpen Intrige Scarpias zum Opfer fällt. ...
Siegfried Kienzle

Frankfurter Rundschau – Kulturspiegel vom 5. November 2001
„Mehr Theater“ hat man in Mainz zur Wiedereröffnung des Großen Hauses versprochen; und in der Tat jagen sich auf den drei Bühnen des Staatstheaters derzeit die Premieren. Acht Wochen nach der Tosca an der Frankfurter Oper gibt es nun Puccinis Oper auch hier zu sehen. Keines der Häuser braucht sich für die Doublette zu schämen; beide Inszenierungen wissen zu fesseln. Und es nimmt der Frankfurter Aufführung nichts von ihren Qualitäten, wenn man feststellt, dass ihr Mainzer Pendant noch stärker unter die Haut geht.
...Anouk Nicklisch und ihr Bühnenbildner Ulrich Schulz bringen im ersten Akt ein Kirchenschiff auf die Bühne, aber es scheint nach hinten eingesackt und durch drei Risse in der Kuppel dringt anfangs die Sonne, als ob in die Welt der Kirche St. Andrea das Licht der Aufklärung schiene...Die Regisseurin konzentriert sich vor allem auf die Entwicklung der Titelfigur. ...
Deutlich wird im zweiten Akt die quälende Nähe, die bei Verhören zwischen Opfer und Peiniger entsteht. Wie Scarpia Tosca zum Gebet die Hände führt und sich dann sichtbar an die Stelle des angerufenen Gottes setzt, gehört zu den beklemmendsten Momenten dieser Inszenierung....Auch Nicklisch lässt Tosca schließlich nicht von der Brüstung springen – freischwebend steht sie da, wie ein Engel, der zum Flug anhebt.
Andreas Hauff



Salome am Staatstheater Mainz (Phönixhalle)

Nennung als Inszenierung/Regisseur des Jahres in Jahrbuch Opernwelt 2001

Süddeutsche Zeitung vom 15. Januar 2001
...Die junge Regisseurin Anouk Nicklisch vermeidet jeden Außenrealitätsbezug zur ungeheuerlichen Geschichte...Schauplatz ist ein anonymer Flur, ...unwirtlicher Kunstraum (Bühne: Ulrich Schulz), mit dessen verschlungenen Formen, dessen tiefblauen, später grünlichen Lichtfluten eine surrealistisch designte Welt heraufbeschworen wird....In dieser Welt einer bedrückenden, zugleich traumverloren-schönen Sterilität entfaltet Anouk Nicklisch ihre exakt choreographierte Personenregie – Bewegungssequenzen, die die autistischen Personen der Handlung konsequent bei sich allein lassen.
...Die szenischen Rollenporträts – und auch die Kostüme – sind von ihr so brillant konzipiert, dass deren innere Umrisse zum Greifen körperlich wirken können, plastisch bis an die Grenze des leicht Poppigen, ohne in die Karikatur abzugleiten....Eine Aufführung dramaturgisch reflektierter, fast vollendeter Bühnenbalance in der Feinabstimmung von Detail und Atmosphäre, Genauigkeit und Elan des Spiels, Hintergründigkeit und jener Ironie, die den Klischees entgegensteuert. Am augenfälligsten bei... Salomes Tanz: Es wird keine „anmachende“ Eurhythmieräkelei zelebriert..., stattdessen die zynisch kalkulierte Entkleidungspantomime einer zunächst als Mann auftretenden Frau, die ihr Geschlecht dem Vater so quälend langsam enthüllt, dass er es am Ende berauscht mit dem Kopf berührt. ....Das Motiv des verbotenen Blicks, eines Voyeurismus, der aus den fünf Juden, Soldaten und Nazarenern während Salomes Tanz eine gierige Meute von hinter Masken verborgenen Gaffern macht, spielt in der Aufführung eine zentrale Rolle. Pandämonium der Ersatzbefriedigungen: Schärfe und Witz, Obszönität und intellektuelle Coolness halten sich die Waage. Und die Apotheose, Salomes skandalöser Kuss auf die Lippen des abgeschlagenen Kopfes? Sie endet mit einer Überraschung: Fetisch der Männlichkeit ist hier kein Mummenschanzkopf, sondern die rot lackierte Maske des Todes, die sich Salome an ihr Gesicht drückt. Ihr Gesicht darum gezeichnet wird, blutverschmiert...Wie stark das Musiktheater in der sogenannten Provinz sein kann, dafür steht diese Salome.
Wolfgang Schreiber

Frankfurter Rundschau vom 16. Januar 2001
Anouk Nicklisch entwickelt eine szenisch überzeugende und zeitgemäße Lesart von Richard Strauss‘ Salome im Staatstheater Mainz.
...Die Hoffnung auf eine intelligente feministische Lesart des Stückes trog nicht.. Einen eigenwilligen Akzent setzte eine Rollenänderung: Aus dem Pagen der Herodias wurde die Amme der Salome, streng stilisiert mit ... maskenhaftem Gesicht und langsam-bedachten Bewegungen. Machtlos wie Kassandra spricht sie von düsteren Ahnungen und schreitet an der Grabenkante des Palastes entlang...Tatsächlich gelingt Anouk Nicklisch in ihrer Inszenierung eine eindringliche Studie über die verhängnisvolle Entwicklung einer jungen Frau....Am Ende steht sie im keuschen silbernen Trägerkleid vor Herodes, eine Art Brautkleid für sie, denn sie wünscht sich den Kopf des Täufers auf einer silbernen Schüssel. Den gibt es dann aber nicht in naturalistischer Nachbildung, sondern als rote Totenmaske, die sich Salome in einem verzeifelten Akt der Identifikation schließlich selbst aufsetzt. Der Lebende wollte nicht antworten, der Tote kann es nicht mehr; es gibt keinen Ausweg. „Man töte dieses Weib!“, kommandiert Herodes. Salome zuckt bloß mit der Achsel...
Andreas Hauff

Opernwelt – März 2001
Ein Mann wuchtet riesige Buchstaben aus dem Bühnenuntergrund, hält sie bald beschwörend in die Höhe, bald sucht er Schutz hinter ihnen...Johannes der Täufer ist nunmal ein Mann des Wortes, der sich hinter den Buchstaben der Schrift verschanzt...Aus dem Spannungsfeld zwischen leibfeindlicher jüdisch-frühchristlicher Texttreue...und der unbändigen Sinnlichkeit einer jungen Frau hat Anouk Nicklisch ihre Sicht auf Salome inszeniert. Die Bühne von Ulrich Schulz erinnert an ein Schneckenhaus...ein hochästhetisches Luxusirrenhaus...Der Regisseurin ist die Transformation der orientalischen Prinzessin in eine moderne junge Frau aufregend gelungen....Zur zentralen Szene des Tanzes übersetzt Nicklisch die noch auf Strauss‘ Zeitgenossen schockierend wirkende Erotik in eine heutige Form sexueller Grenzwertigkeit...:Salome ködert die geile Männergesellschaft im dunklen Straßenanzug, dem sie im roten Lackbustier entsteigt. Dabei werden die rote Krawatte, der Lackhandschuh und schließlich der Brustpanzer zum wahren Objekt der Begierde. Einmal den bettelnden „Hündchen“ vorgeworfen würde es dem geifernden Mob nicht einmal auffallen, wenn Salome nackt umherhüpfen würde....Der Jüngling, der sich ihren Brustpanzer umgebunden hat, wird hinter die Bühne (zu Tode) gehetzt....Der im Tanz angelegte Fetisch-Gedanke bestimmt auch das Ende: Statt eines abgehackten Kopfes trägt die alte Amme eine blutige Maske herein. Darunter erfährt Salome ihre finale Umwandlung, erfasst die Botschaft des Täufers und gleichzeitig ihre Liebesinitiation...
Claus Ambrosius

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14. Januar 2001
...Anouk Nicklisch geht es in ihrer Inszenierung der „Salome“ ...weder um orientalischen Schleierzauber noch um eine Fallstudie der psychischen Implikationen eines Inzestdramas, sondern um die verkorkste Beziehung zwischen Salome und dem Propheten Jochanaan . Elizabeth Hagedorn verkörpert die Titelfigur als intelligente, willensstarke junge Frau. Ein intellektueller Diskurs mit ihrer männlichen Umgebung scheint ihr der Mühe nicht wert: Wer schön ist, kann diesen Teil der Menschheit mit sexuellen Reiz-Reaktionsmustern mühelos manipulieren. Da hört Salome die Stimme des Jochanaan und vernimmt seine visionäre Botschaft...Dieser Mann, glaubt sie, könne ihr wahres Selbst erkennen. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf, als Jochanaan mit einer Sammlung sperriger Buchstaben aus der Zisterne steigt. Zwischen den drei Anfangs- und Schlußbuchstaben von Salomes Namen klaubt der Prophet einen Buchstabensalat, dessen Verweis unklar bleibt, heraus: XNV. So kann er die Seele seiner Gegenspielerin nicht dechiffrieren und verfehlt zugleich die Botschaft des von ihm verkündeten Messias: „ Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig“ (2.Korinther, 3,6)). Als der Mann, in den Salome ihre Hoffnungen gesetzt hatte, sich hinter seinen Symbolen verschanzt, sie nicht erkennen will, sucht sie sich seiner physisch zu bemächtigen. Die für ihn letale Konsequenz ist Geschichte. Doch Salome, die ihre Umgebung immer virtuos mit Fetischen zufriedenzustellen weiß, muß erkennen, daß der ihr auf einer Silberschale gereichte Kopf auch nur ein Fetisch ist.... Zu sehen sind zwei Menschen, die in ihrer Suche nach dem Essentiellen füreinander bestimmt sein könnten, sich aufgrund ihrer Denk- und Verhaltensmuster aber verfehlen müssen:
Nicklisch ist eine schlüssige, extrem dichte, bei aller Eigenständigkeit nie forciert wirkende Deutung gelungen.
Benedikt Stegemann



Leonore 1806 am Staatstheater Mainz (Phönixhalle)

Opernwelt – Juni 2000
Kaum anders und doch ganz neu: Nach einer musikalischen Aufführung in Bonn wurde nun in Mainz Ludwig van Beethovens „Leonore“ in der Fassung von 1806 erstmals seit der Beethovenzeit wieder szenisch aufgeführt. ...Die inhaltlichen Unterschiede wiegen schwer und machen den inszenatorischen Überbau in die Rettung der Menschheit unmöglich. Leonore 1806 ist ein Rückzug in die Privatsphäre, der die Nebenfiguren stärker beleuchtet und das im Fidelio so heldische Ehepaar Leonore/Florestan zu Charakteren mit menschlichen, ja allzumenschlichen Schwächen macht. Beispiel: 1806 lässt Beethoven die große Leonoren-Arie mit einem Rezitativ beginnen, in dem Leonore Versagensängste äußert und sich erst mit Fortschreiten der Arie selbst motiviert...
Als Symbol der bürgerlichen Welt steht ein riesiger Wohnschrank auf der Bühne der Mainzer Ausweichspielstätte Phönixhalle, der just mit dem Auftauchen Pizarrros von einer gigantischen Kreissäge durchtrennt wird. Regisseurin Anouk Nicklisch inszeniert die intimere Fidelio-Frühversion nicht als heimeliges Singspiel, sondern zieht in dem eindrucksvollen Bühnenbild von Roland Aeschlimann die dauernde Isolation Leonores als rotem Faden durchs Stück. Selbst als der maskenhaft entindividualisierte Chor am Ende jubelt, steht Leonore unintegrierbar beiseite: Wie soll sie sich nach dem unermesslichen Kraftakt wieder in ihre determinierten Pflichten einfinden?...
Claus Ambrosius

Wiesbadener Kurier
...Die Regisseurin lässt ihre Leonore glücklicherweise nicht zum Histörchen aus dem vorletzten Jahrhundert werden: Zwar darf Marzelline im Quartett noch im Wäscheschrank ganz bildlich nach den Sternen greifen, doch beim Auftritt des Bösewichts Don Pizarro wird das Glück durchschnitten von einer übergroßen Kreissäge. Der Schrank mutiert zum Kerkereingang. Und wenn im Finale des ersten Aktes an die Gefangenen Kissen verteilt werden, vorne bedruckt mit „Ruhe“, hinten mit „Gewissen“, so dass sich das eine gleich unter dem anderen ersticken lässt, dann fragt man sich: Könnte so nicht auch Fidelio inzeniert werden? Wohl nicht: denn im zweiten Aufzug deutet Nicklisch auf den “Triumph der ehelichen Liebe“ und zeigt, wie er wirklich aussieht: Da hat Leonore alles riskiert, ist als Fidelio in den Kerker gestiegen und findet im Einheitsbühnenbild von Roland Aeschlimann ihren Florestan recht lächerlich auf dem nun zerborstenen Schrank sitzen. Frauen kämpfen eben durchdacht und besonnen, so wie Athene, deren Statue hier im Zentrum der Bühne steht. Doch was macht der befreite Gatte, wenn im Finale der Chor das „holde Weib“ besingt? Feiern lässt er sich, ganz wie der Minister Don Fernando: Wie es Politiker eben tun, winkt dieser mit seiner Zigarre publicity-wirksam der Menge zu. Und Leonore? Sie steht allein am Rand. Von wegen hohe Gattenliebe....
Axel Zibulski

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. April 2000
...Schon während der Ouvertüre träumt sich Marzelline, auf einem Kissenberg lesend, in eine höhere Form bürgerlichen Lebens hinein. Doch die enge Moral, in die sie hineingeboren wurde, bettet sie zwar weich, lässt sie aber beim Griff nach den Sternen im kissengefüllten, traumblau erleuchteten Schrank versinken. Glück und Hausfrauenpflichten sind zweierlei. Kissen mit dem Aufdruck „Ruhe“ und „Gewissen“ sind Leitrequisiten von Anouk Nicklischs Inszenierung. Im zweiten Akt hockt Florestan oben auf dem zusammengestürzten Schrank, als sei die bürgerliche Weltordnung im Symbol des Nutzmöbels zerbrochen. Marzelline bekommt das zu spüren: Ihre Träume sind zerstoben, als Fidelio sich als Leonore zu erkennen gibt. Aber auch das hohe Paar ist schließlich desillusioniert. Florestan und Don Fernando lassen sich nach Leonores Rettungstat feiern, die Heldin selbst wird in der männlichen Selbstbespiegelung ausgegrenzt. Florestan folgt ihr schließlich widerwillig. ...
Ellen Kohlhaas



Il barbiere di Siviglia am Stadttheater Klagenfurt

Kleine Zeitung vom 29. Februar 2000
Wenn die zierliche Musik- und Theaterwissenschaftlerin über ihr Konzept von Rossinis „Barbier“ spricht, wird man sofort neugierig. Anouk Nicklisch folgt bei ihrer Konzeption Rossinis Komposition...sie will erzählen, wie die Musik die Figuren treibt. Für sie befinden sich die Figuren in Rossinis funkelnder Komödie im Zustand der Unschuld. Wie Adam und Eva, ehe sie den Apfel vom Baum der Erkenntnis gegessen haben, sind sie amoralisch. Rosina, Figaro, Bartolo, Graf Almaviva – sie alle haben weder Skrupel noch Scham...ausser, “wer sich erwischen lieߓ, entwirft Anouk Nicklisch das Bild einer völlig unbefangenen Gesellschaft. Ausstatter Roland Aeschlimann, mit dem Nicklisch schon mehrmals zusammenarbeitete, setzt der Hemmung des Uhrmachersohnes Beaumarchais ein Uhrwerk entgegen: in zwei beweglichen und einem starren Zylinder ist Rossinis Personal gefangen. So soll die mobile Bühne etwas über den Mechanismus der Komödie erzählen und – über das Leben: „Die Figuren haben sich am Schluss nicht verändert, aber es hat sich viel getan. Man war einmal oben und einmal unten, mal fühlte man sich eingesperrt, mal ausgeschlossen.“ ...
Uschi Loigge

Kleine Zeitung vom 4. März 2000
...Die Motorik der Musik, die aberwitzige Schnelligkeit des musikdramaturgischen Aufbaus sowie die Tatsache, dass Beaumarchais, der der Verfasser der Figaro-Trilogie, der Sohn eines Uhrmachers war, verlassten die deutsche Regisseurin Anouk Nicklisch, die Handlung teilweise in einer Art Uhrgetriebe-Räderwerk zu platzieren. Der Schweizer Ausstatter Roland Aeschlimann erdachte dafür ein kühnes zylinderartiges Drehkonstrukt mit Treppen, das Haus Bartolos darstellend...
Helmut Christian

Die Kronenzeitung
Die Abstraktion des Komischen
...Wo andere Regisseure in opulenten Bildern schwelgen, serviert Anouk Nicklisch Kargheit. Wo andere kleinste Zeichen von Charakter-Entwicklungen ausbauen, beschränkt sie sich auf die Darstellung von Mechanismen: Oper bis aufs Skelett entblößt...
Frida Stank



Schönbergs „Von heute auf morgen“ und Suppés „Schöne Galathèe“ Doppelabend am Stadttheater Koblenz

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. März 1999
...In Koblenz hat man Schönberg beim Wort genommen, indem man nach der Zwölfton-Buffa „Von heute auf morgen“ echte Operette spielte: Franz von Suppés komisch-mythologische „Schöne Galathée“....Beide Stücke handeln von Männerphantasien, leibhaftigen Wunschfrauen, deren ungezügelte Begierden den Männern jedoch bald schon so bedrohlich werden, dass sie die wunderbaren Wesen schleunigst wieder auf Normalformat zurückpfeifen. ...Roland Aeschlimanns Bühnenbild zur Inszenierung von Anouk Nicklisch spielt raffiniert mit den Grenzen zwischen Innen- und Außenräumen. Aus einer Wand ist eine ovale Fläche herausgeschnitten und schräg nach vorn in den Orchestergraben gekippt. Dort tummeln sich schon während der Schönberg-Oper Gipsstatuen normierter weiblicher Schönheit. Das Orchester ist hinter der Öffnung sichtbar im Bühnenraum platziert.... Am hinteren Bühnenende schläft das Kind im Gehäuse eines riesigen Zifferblattes, während der Zeitmesser seinen Eltern mit einem bedrohlichen Inspektionsgerät auf den Zahn zu fühlen scheint: Statt eines Uhrzeigers ragt ein überdimensionales Zahnarzt-Spekulum in den eiförmigen Privatraum des Ehepaares.
Die Personenregie konzentriert sich auf wenige Symbole. So entsteigt das Heimchen, das vordem ewig strickte, als verrucht-verfluchte Wunschfrau einer Hutschachtel. Der moderne Mann ertüchtigt sich mit Liegestützen, überprüft sein zeitgemäßes Outfit im Zahnarztspiegel und entpuppt sich deutlich, aber nicht penetrant als Haushaltstrottel, sobald er eine Schürze tragen muss.... nach der Pause steht die engelsgleiche Statue Galathée (sanft perlende Koloraturen: Andrea Bogner) zunächst noch verhüllt in der Hutschachtel... Am Ende lässt Anouk Nicklisch entfesselte Weiblichkeit siegen: Galathées wütender Einspruch rettet sie vor dem Marmortod. Dafür erstarren die drei ungleichen Verehrer zu Statuen – Triumph der Schönheit über versteinerte Realität. Das Koblenzer Experiment glückte, weil es nicht bloß augenzwinkernd den Kontrasteffekt ausschlachtete. Vielmehr belebten sich die Werke wechselseitig.
Julia Spinola

Die Deutsche Bühne April 1999
...Die Regisseurin Anouk Nicklisch vermeidet denn auch die Klischees naturalistischer Personenführung und bevorzugt aussagekräftige symbolisch Konstellationen. Der Auftritt der in eine femme fatale verwandelten Frau vollzieht sich aus einer am Boden liegenden Hutschachtel heraus (!). Von hinreißender, dabei durchaus feiner und anspielungsreicher Komik ist dann die Inszenierung der „Schönen Galathée“...
Ingo Dorfmüller

Frankfurter Rundschau vom 23. März 1999
...Eine besondere Rolle hat Andrea Bogner als Galathée: Wie die ehemalige Statue als Mensch von Fleisch und Blut – ganz im Einklang mit Suppés Musik – zu sich kommt und dabei eine ganz eigene Mischung von Naivitätund Durchtriebenheit entfaltet, ist ein Kabinettstückchen besonderer Art. Und so ist es nur konsequent, dass sie in dieser Inszenierung in einer dezent feministischen Pointe das letzte Wort bekommt: „Aufhören!, schreit die wieder versteinerte, als der Kunsthändler Midas wieder mit der alten Leier anfängt, kehrt ins Leben zurück und arrangiert die erstarrten Männer zu einer ebenso malerischen wie lächerlichen Dreierpose.
Andreas Hauff



Orfeo ed Euridice am Stadttheater Koblenz

Opernwelt – März 1998
...Anouk Nicklisch führt die singenden Akteure in dem sich jeweils verändernden Raum (Roland Aeschlimann) nicht nur als Träger der Handlung, sondern zugleich als plastische „Objekte“: Der Raum wird von der Figur ergriffen, die Lineaments des Raums treffen sich in der Figur. Von diesem Ordnungssystem, das eine fast klassische Ruhe ausstrahlt, finden dann aber auch feine Charakterisierungen, bedeutungsvolle Gesten, psychologisierende Vertiefungen ihren Platz. Zuletzt, nach dem Lieto fine, löst sich Euridice von Orfeo und schaut schmerzlich-sehnsüchtig noch einmal in die Unterwelt zurück, als würde sie von einem geheimen Zweifel über die Brüchigkeit allen Glücks erfasst. Immer wieder ergeben sich auch sinnstiftende Details wie die düster-barocken Gestalten in der Unterwelt oder im „Reigen seliger Geister“ der Tanz der Knirpse und Metronome.
Gerhard Rhode

Frankfurter Rundschau vom März 1998
Frischer Wind – Orpheus in Koblenz
..Mit sensibel ins Spiel gebrachten Details innerhalb der sorgfältigen Personenführung gibt Regisseurin Anouk Nicklisch der Handlung Hintergründigkeit....Ein besonderer Moment ist der „Reigen seliger Geister“ mit trippelnden Flügelknirpsen und ebenfalls weißen, freundlich winkenden wie skurrile Gespensterchen erscheinenden Metronomen ist diese Szene ein Augenblick flüchtiger, nicht ganz geheurer Idylle...
Vera Lumpe

Süddeutsche Zeitung Nr. 60 vom März 1998
Der weibliche Blick auf die Kunst der Männer: Anouk Nicklisch inszeniert Glucks Oper Orfeo in Koblenz
...Im kleinen kurfürstlichen Theater von Koblenz ist Orpheus ein Mann, ein Countertenor und die ganze Bühne ein bläulich schimmerndes Saitenspiel (Ausstattung: Roland Aeschlimann) Raum aus Musik für Musik? Wie der Corpus eines abstrakten Instruments klappt der Deckel im zweiten Akt hoch, öffnet die Unterwelt ihre Pforten. Was dann passiert, erreicht Anouk Nicklischs klarer, kaum je effekthaschender, weil unbestechlich vom Notentext her argumentierender Inszenierung von „Orpheus und Eurydike“ mitunter die Dichte eines Strindbergschen Ehedramas. Das göttliche Blickeverbot – es mündet in eine virtuose Verkehrung des Geschlechterverhältnisse.....In Koblenz agiert Eurydike ... wie selbstverständlich „oben“, Orpheus hingegen bald notgedrungen „unten“. Je näher die beiden indes der wirklichen Welt kommen, desto tiefer senkt sich der Deckel, herab, schließen sich die Pforten des Totenreiches wieder. Als würde er bei lebendigem Leib begraben, schlimmer noch, als trüge er die ganze Welt auf seinen Schultern, windet und wehrt sich Orpheus in der Falle – und schaut zurück und tötet. Da hilft nur Eros als leibhaftiger deus ex machina, ein zweifach neu geschenktes Leben....Wie Eros mit verbundenen Augen und roh gestutzten Flügeln reglos in der Luft baumelt, wie sehnsüchtig Orpheus‘ Blick an ihm hängt und Eurydike längst wieder am Abgrund kniet: ein trefflicheres Sinbild für den Wahrheitsgehalt unserer bourgeoisen Utopien hätte die Regie kaum finden können...
Christine Lemke-Matwey



Lucia di Lammermoor am Stadttheater Koblenz

Opernglas 11/97
...Dass eine Ehe nicht immer eine Liebes-, sondern viel öfter eine Geld- und Machtangelegenheit war, war noch im vorigen Jahrhundert und erst recht zu der Zeit, in der Lucia di Lammermoor spielt, Usus.
Die Vergangenheit, gesellschaftliche Konventionen und übernommene familiäre Querelen sind es denn auch, die in Anouk Nicklischs Koblenzer Regiearbeit im Mittelpunkt stehen....Jene Unglück bringenden Traditionen sind von Anfang an im Bühnenbild von Ulrich Schulz präsent und sinnfällig gemacht: Eine...Familiengruft mit Grabplatten im Boden und an den Wänden beherrscht die ansonsten schwarze Bühne. In ihr ist Lucia eingeschlossen, schon zu Beginn lebendig begraben...Doch mehr als die Gruft ist in Nicklischs Inszenierung der Chor, weit über seiner übliche Funktion, zum Symbol für jene veralteten Denktraditionen geworden, an denen Lucia zugrunde geht... Nicklisch zeigt den Chor deshalb nicht als reale Menschen, sondern als lebendige Tote, die als Personifikation der Moralvorstellungen und des Ehrenkodex längst vergangener Zeiten Lucia verfolgen wie böse Geister und auf ihr lasten wie ein grauenhafter Alp. Wenn sich der Chor in der Wahnsinnsszene ( Lucia statt im blutigen Hemd im schlichten schwarzen Trauerkostüm) zurückzieht, bleiben kleine Stoffpuppen zurück, Abbilder jener Untoten. In ihrem Wahnsinn, der nichts anderes ist als die Flucht in eine imaginierte, bessere Welt, rächt sich Lucia an denen, die sie ins Unglück trieben. Sie reißt den Puppen Köpfe und Gliedmaßen aus. In der phantasierten Realität ist sie die Stärkere. Doch nur hier.
Berückend, wie Nicklisch den Schluß der Oper gestaltet: Edgardo, nachdem er endlich die Intrige durchschaut und sein Mißtrauen Lucia gegenüber nun bereut...bekommt ebenso einen Mantel umgehängt, wie ihn die Choristen tragen. Damit wird er selbst zu einem Teil der Vergangenheit, aus der er nicht rechtzeitig auszubrechen vermochte...
U. Ruhnke



Alcina am Stadttheater Koblenz

General-Anzeiger Bonn vom 29. Januar 1997
Georges Delnon und Anouk Nicklisch inszenieren Händels „Alcina“-Oper
Regie, Darsteller und Musiker müssen etwas richtig Gutes gemacht haben, wenn man nach der fünfundzwanzigsten Da-Capo-Arie einer barocken Oper noch längst nicht den Wunsch verspürt, den Theatersessel gegen ein komfortableres Sitzmöbel einzutauschen. In Koblenz, wo der neue Intendant Georges Delnon gemeinsam mit Anouk Nicklisch als erste eigene Opernregie an diesem Haus Georg Friedich Händels Bühnenwerk „Alcina"“inszenierte, sehnt man keineswegs den Schlußakkord herbei....
Bernhard Hartmann

Opernwelt März 1997
Vielversprechender Intendanten-Neubeginn am Theater der Stadt Koblenz! Georges Delnon, Schweizer, hatte bei den szenisch meist dubiosen Karlsruher Händel-Festspielen vor ein paar Jahren mit einer intelligenten Inszenierung von „Ezio“ für sich eingenommen: eine Produktion, die durch ihre gelassene, schöne, helle und klare Modernität bestach. Jetzt ist ihm, zusammen mit Anouk Nicklisch als Ko-Regisseurin, mit seiner Koblenzer Einstandsinszenierung von Händels „“Alcina“ ein regelrechter Coup gelungen...
Horst Koegler



Die Entführung aus dem Serail am Stadttheater Koblenz

Opernglas 11/96
Durch Anouk Nicklisch hat nun endlich auch in Koblenz der Einzug des modernen Regietheaters stattgefunden. Auch optisch wurde die Neuerung durch das Bühnenbild von Roland Aeschlimann signalisiert...Das große Verdienst der Regisseurin ist es, daß sie auf jede wortwörtliche Umsetzung des Textes verzichtet, daß sie die szenische Darstellung nicht einfach synchron zur Musik arrangiert. Stattdessen hat sie gerade in den Arien die richtige Portion Mut zur Langsamkeit. Dann bewegen sich die Sänger ruhig durch stimmungsvolle Licht-Räume und erfüllen den kahlen Bühnenraum allein mit ihrer Präsenz. Nicklischs ästhetischer Umgang mit Farben, die zentrale Bedeutung der ausgefeilten Lichtregie und die betonte Langsamkeit in manchen Bewegungsabläufen erinnert an den Regiestil des Amerikaners Robert Wilson...Gewissermaßen als Gegenpol zu den szenisch sehr atmosphärisch gestalteten Arien ging es in den Dialogen dafür umso lebhafter zu...Endlich hat Koblenz mal wieder einen Anlaß, sich selbst zu feiern und man darf hoffen, daß dies unter der neuen Leitung in Zukunft noch öfter der Fall sein wird.
U. Ruhnke



Giasone

Kärntner Tageszeitung vom 10. April 2004
Francesco Cavallis "Giasone" als berauschend coole Einführung in die Mysterien Venedigs.
Die alten Venezianer waren alles Mögliche: Militante Imperialisten, (sozial intelligente) Kapitalisten, Räuber, Mäzene, (moderatest) fromme Leute; sie verfügten über den vermutlichst verruchtesten kollektiven Sinn für Design der Kulturgeschichte. Eins sind sie aber niemals gewesen: Romantiker.
Woraus sich sogleich die erste - für uns Liebhaber Venexias ausschlaggebende - Begründung ergibt, Anouk Nicklischs Regiearbeit für Cavallis Oper anzuhimmeln. Sie sieht das Werk so, wie die Venezianer die metaphysischen Dinge (Götter, Heroen und sonstiges überirdisches Personal) betrachteten: mit respektvoller und darum umso penetranterer Ironie.
Immerhin mutierte die theoretisch blutrünstige, mit Dermordeten gepflasterte Geschichte um Jason und Medea bei Cavalli in eine Carnevalsoper. Nun ist der Carneval Venedigs aber kein schunkelnder Fasching, sondern er ist ein Mysterium der Aufklärung.
Woraus sich wiederum ergibt, das berückend exquisite Bühnenbild Roland Aeschlimanns (coolster Konstruktivismus aus dem Geiste Palladios, kombiniert mit famoser Technologie) sowei die Kostüme Andrea Aeschlimanns anzuhimmeln..
Freilich ist eine barocke Oper für unsere Hörgewohnheiten fremder geworden als selbst die Avantgarde, Cavalli nimmt sich Zeit und zwingt uns, sein Zeitmaß zu akzeptieren. Diese Musik drückt nicht aus, sie spielt mit den Gefühlen, geradeso wie Amor mit den dummen Sterblichen spielt.Nichols Kok und sein Barockorchester legen ein raffiniert gewebtes Netz über die allesamt herausragenden Protagonisten...Was sonst? Das Vollkommene macht den Kritiker ratlos. Ohimè.
Von Bertram Karl Steiner

Süddeutsche Zeitung vom 21. April 2004
..Das Ganze wirkt wie ein Vorgriff auf Offenbachs Mythos-Operetten. Cicognini war eben auch Zeitgenosse der Zukunft: Seine Tragik und Komik verschmelzenden Charaktercollagen nahmen die italienische Buffa vorweg. Und Cavallis Partitur webt die hellen und dunklen Stoffe des Lebens zu einem wunderbar farbigen Gobelin, der seine Betrachter zugleich rührt und lachen macht. Den visuellen Rahmen für dieses heitere Teatrum mundi besorgte Roland Aeschlimann, einer der konsequentesten Bühnenbildner unserer Zeit....Anouk Nicklisch gibt in ihrer lebhaften, gut getimten Inszenierung der prallen Parodie Raum - etwa wenn sie den Chor der Winde doppeldeutig versteht und ihn aus allen in Frage kommenden Körperöffnungen auf eine Argonautenflotte en miniature einblasen lässt. Ohnehin hat der Abend von Anfang an, da der Sonnengott mit riesigem Babykopf und Steckenpferd auftritt den Charakter des kindlich Spielerischen...Famliliär das ganze Ambiente: die handverlesenen Instrumentalisten sind auf Zuschauerraum-Niveau hochgefahren und ohne Grabenbrüstung in diesen integriert... Nicholas Kok, gliedert den musikalischen Diaog vom Cembalo aus und bedient Cavallis Leidenschaft, die herrzhafte Erotik und den instrumentalen Witz...
Von Gerhard Persché

Kleine Zeitung vom 10. April 2004
Mit schönen Sängerleistungen könnte sich Cavallis "Giasone" in Anouk Nicklischs Klagenfurter Inszenierung als Publikumsrenner erweisen.
Die Inszenierung von Anouk Nicklisch sorgt für ungetrübtes Vergnügen Ihre Arbeit wäre vielleicht am besten mit der Feststellung zu loben, dass sie aus allen Darstellern Menschentypen geformt hat, die nicht nur ihren Rollen entsprechen, sondern mit denen sich der Zuschauer auch in manchen Ansätzen identifizieren kann. Die Kostüme, die sich Andrea Aeschlimann dazu ausgedacht hat, sind in ihrer Mischung aus Alltagskleidern und Gewandung im Stil der großen Oper ebenso geglückt wie die von Roland Aeschlimann stammende Idee eines nahezu die gesamte Bühne einnehmenden Kubus, der, vielfach gedreht, geöffnet und in Segmente verwandelt, den Sängern ungeahnte Auftrittsmöglichtkeiten bietet....
Von Ernst Scherzer