Presse
Il Trittico am Staatstheater Mainz
Wiesbadener Kurier vom 20. September 2005
In Mainz wird Puccinis Titel Il trittico ernst genommen. Die drei
Opernminiaturen werden in ihrer Gegensätzlichkeit nicht nebeneinander gestellt,
sondern der Bühnenbildner Roland Aeschlimann fügt mit einem suggestiven
Einheitsraum die Einakter zu einem schlüssigen Ganzen. Eine Wellblechwand mit
einem riesigen Bullauge ist Schauplatz für die Eifersuchtsballade Il tabarro.
Danach öffnet sich das Rundfenster, wenn die Klosterelegie Suor Angelica
beginnt und zeigt ein spätbarockes Monumentalbild: Christus ächzt unterm Kreuz.
Auch im Spiel versteht es die Regie von Anouk Nicklisch, die Stücke zu
verzahnen. Die Kapitänsfrau Giorgetta, die ihren Mann betrügt, ist mit ihren
Gefühlen fixiert auf das Album mit den Bildern ihres toten Kindes. An dasselbe
Album klammert sich die Nonne Angelica, die nach der Geburt ihres unehelich
geborenen Kindes ins Kloster verbannt wurde, mit ihren unerfüllten Sehnsüchten.
Gleitend gelingt der Übergang zwischen Mantel und Schwester Angelica, weil
sich Giorgetta (Elizabeth Hagedorn packend in ihrem Versuch auszubrechen aus dem
bisherigen Leben) nach dem Tod ihres Liebhabers einreiht in die Schar der
Novizinnen
.Viel Beifall für diese inszenatorische und musikalische Großtat, mit
der Puccinis letztes vollendetes Opernwerk für den Spielplan erobert wird.
Siegfried Kienzle
Opernwelt vom November 2005
Geschlossene Aufführungen von Puccinis Trittico sind rar
Der Schlussteil, die
Komödie Gianni Schicchi, schildert eine Episode aus Dantes Göttlicher
Komödie. Auf deren Grundpfeilern hat am Staatstheater Mainz die Regisseurin
Anouk Nicklisch ein Konzept abgeleitet, das mit den inhaltlich autarken Stücken
gut funktioniert. Man erlebt die Geschichte einer Läuterung aus der Hölle ins
himmlische Paradies. Dafür werden die ersten beiden Teile inhaltlich miteinander
verwoben.
. So bleibt der Trittico ein langer, das Publikum fordernder Abend.
Dass es sinnvoll und packend zu inszenieren ist, hat Anouk Nicklisch mit dieser
Produktion bewiesen.
Claus Ambrosius
Sofonisba am Nationaltheater Mannheim
FAZ vom 3. März 2006
Die Regisseurin Anouk Nicklisch, der Bühnenbildner Roland Aeschlimann und der
Kostümbildner Yoshio Yabara ersetzten den überlieferten Repräsentationsprunk
durch konzentriertes Ineinandergreifen der Künste. So erinnerte Aeschlimanns
bühnenbreitenfüllende Wand mit ihren Parallelelementen an eine barocke
Gassenbühnenarchitektur, aber in wechselnder Beleuchtung auch an
Durchsichtigkeit und Beweglichkeit altjapanischer Papierwandräume. Die Kostüme
verbanden besonders bei der exotischen Titelfigur, Stilzüge aus Barock und
japanischem Nô-Spiel, sowie der dafür typischen maskenhaften Gesichtsbemalung.
Und die Regisseurin konfrontierte analog zum Übergangscharakter der Musik
Stilisierung mit natürlichem Bewegungsfluß und bezog im Requisitenspiel mit
Puppen und Panzern den kriegerischen Hintergrund ein
Ellen Kohlhaas
Mannheimer Morgen vom 27. Februar 2006
Was Anouk Nicklisch (Regie), Roland Aeschlimann (Bühne) und Yoshio Yabara
(Kostüme) , aber auch die Musiker und Sänger unter Wolfram Koloseus im
Nationaltheater Mannheim mit dem Werk anstellen ist alles andere als belanglos.
Am Ende sitzen wir im Theater als Ort gesellschaftlichen Nachdenkens. Über
Krieg: Über Kultur. Über das Leben des Individuums unter politischen Zwängen.
Immer wieder stehen da die Protagonisten zwischen den 19 beweglichen
Facettenwänden, die den Einheitsbühnenraum dominieren und es scheint, als wollte
das Regieteam damit so etwas wie die Unmöglichkeit menschlicher Nähe,
Kommunikation und menschlicher Wärme ausdrücken. Grenzüberschreitungen sind
mühsam. Manchmal kämpfen sich einzelne durch dieses Kabinett der Kälte und
Abschottung
Stefan M. Dettlinger
Allgemeine Zeitung, Mainz vom 01. März 2006
Regisseurin Anouk Nicklisch, seit Jahren auch auf der Mainzer Opernbühne
erfolgreich, zeigt die Komik der Verstrickungen, ohne die Tragödie und die
Ausweglosigkeit der Figuren zu denunzieren. Diese Zeitgenossen des Sturm und
Drang zappeln in einer emotionalen Dauer-Erregtheit oder erstarren mit
pathetisch gereckten Armen
Siegfried Kienzle
Clivia am Staatstheater Mainz
Opernwelt – Januar 2004
...Nico Dostals Clivia, nach der Uraufführung 1933 der größte Hit unter den
rund zwanzig Bühnenwerken des Komponisten ist heute jedoch praktisch
vergessen...Dabei hat Clivia mit einer rasanten Mischung aus Filmrevue und
Politkrimi eine frappierende Bühnentauglichkeit – zumindest, wenn sie so locker
auf die Bühne gebracht wird wie von Anouk Nicklisch in Mainz. Sie hat den Text
zu unaufdringlicher Aktualität bearbeitet, lässt mit hektischen Promotion-Girls
den amerikanischen Konsumimperialismus auf der comic-bunten Bühne aufrauschen
und hebt doch keinen moralisierenden Zeigefinger...
Claus Ambrosius
Frankfurter Rundschau vom 28. Oktober 2003
...Am Gutenbergplatz blüht die Clivia momentan, denn ein aus Frauen bestehendes
Regie-Quartett ist nicht nur mit Farbe und Pep dem Staubfänger zu Leibe gerückt.
Anouk Nicklisch hatte zusammen mit Hans-Joachim Wagner das ursprüngliche
Libretto von Charles Amberg und F. Maregg geschärft und mit hübschen
Anspielungen von der Neuen Weltordnung bis zur momentan rheinland-pfälzischen
Koofmich-Kulturdebatte gespickt....
Bernhard Uske
Frankfurter Neue Presse vom 28. Oktober 2003
Es geht um Macht, um dubiose
Millionengeschäfte, um Bodenschätze in Südamerika und um eine amerikanische Finanzmagnatin, die alles versucht, um an diese Reichtümer zu kommen. Es geht
aber auch um Liebe, um Menschen, die sich etwas vormachen, und um die
Glitzerwelt des Filmgeschäfts. Eine Gegenwartsgeschichte, könnte man meinen, mit
brisanten politischen Anspielungen. Weit gefehlt: Das ist der Stoff, aus dem
Nico Dostal 1932/33 seine Operette Clivia gestrickt hat.
Schein und Sein, Fiktion und Realität, leichte Muse und bierernste politische
Themen – in diesem Spannungsfeld bewegt sich die Mainzer Clivia- Inszenierung
und beweist damit, dass Operette nicht nur banal, sondern auch geistreich und
hochaktuell sein kann. Dann nämlich, wenn sie sich – auch unter dem Deckmantel
fremder Länder und vergangener Zeiten – auf ihr unmittelbares Umfeld bezieht,
wenn sie parodiert, karikiert und kritisiert. Der Spagat zwischen Spaß und Ernst
gelingt der Regisseurin Anouk Nicklisch vortrefflich. Ohne zu belehren, greift
sie politische Fäden auf und verkauft sie auf leichte Weise: das Machtstreben
der Vereinigten Staaten, der schöne verlogene Schein der Filmwelt, die
Abenteuerlust der Touristen und die Sensationsgier der Journalisten...(car)
Madama Butterfly an den Wuppertaler Bühnen
Kölner Stadt-Anzeiger
Der Wuppertaler Generalintendant Gerd Leo Kuck führt derzeit einen
Mehrfrontenkampf, um den ihn selbst seine blutig gegeißelten Kollegen in Bonn,
Aachen, Freiburg und anderen Stätten des kommunalen Kulturausverkaufs nicht
beneiden. Zum Ende dieser Saison hat der TÜV die Schließung des maroden
Opernhauses in Barmen verfügt. ... In dieser Aschermittwochs-Stimmung blitzt die
letzte Neuproduktion im Barmer Stammhaus als wahrer Hoffnungsschimmer auf. Denn
mit Giacomo Puccinis japanischer Tragödie Madama Butterfly leben in Wuppertal
noch einmal die Tugenden des deutschen Stadttheaters auf.
... Auf die Zwischentöne kommt es der Regisseurin Anouk Nicklisch vor allem an.
Wie schon in früheren Inszenierungen bietet sie keine plakativen Fragen und
Lösungen, sondern vieldeutige Annäherungen. Und wie Puccini selbst, versteht sie
die wirtschaftliche und kulturelle Eroberung Japans durch die Amerikaner um die
Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur als imperialistischen Gewaltakt, sondern
auch als Verletzung der weiblichen Persönlichkeit, die im blühenden Sextourismus
ihre vielleicht erniedrigendste Ausprägung findet. ...Durch den Rückgriff auf
Passagen aus der Erstfassung von Madama Butterfly (1904), in der Puccini den
Zynismus des Amerikaners schonungsloser anprangerte als in der späteren,
geglätteten Fassung von 1906, erscheint Pinkertons Ehe mit der Amerikanerin Kate als
das angestrebte Ideal einer reinrassigen Verbindung. Nicht allein die
lautstarken kriegerischen Auseinandersetzungen sind es, welche das Verhältnis
zwischen den Kulturen vergiften, sondern der alltägliche Faschismus in den
Köpfen. Auch eine Erkenntnis, die uns diese bedenkenswerte Wuppertaler
Aufführung vermittelt.
Wolf Schaeftlein
Westfälische Rundschau vom Montag, 30. Juni 2003
...Die junge Regisseurin, die nach der Premiere ebenso stürmisch gefeiert wurde
wie die Sänger inklusive Titelheldin Tatjana Zaharchuk als Gast, hat sich für
Teile aus der Urfassung von 1904 entschieden. Puccini selbst hatte wegen
lautstarker Ablehnung und Tumults nach der Uraufführung einige Arien und Szenen
korrigiert und geglättet. Zu Recht setzt Nicklisch auf die dramatische Spannung
eben dieser Urfassung, in der Musikstile, Harmonien , Tonarten und Lebensrituale
ungefiltert in ständigem Kampf stehen.
Wie unüberwindbar Kulturmauern waren und sind, führt Nicklischs strenge
Personenführung und Ritual-Choreographie vor, in stilisierter, atmospärisch
dichter Ausstattung von Nanette Zimmermann....
Michael-Georg Müller
Westfalenpost vom Montag, 30. Juni 2003
...Eine schräge weiße Spielfläche... außer der Butterfly, die im gelben Kostüm
als Zitronenfalter erscheint, und ihren Freundinnen, gibt es keine Farbe. Es ist
eine künstliche Welt, offen für alle Männersehnsüchte, die Leute wie Pinkerton
fleischlich erleben möchten. Aber Butterfly und ihre Dienerin Suzuki sind keine
virtuellen Gestalten, sondern verletzliche, fühlende Wesen. Das Bühnenbild von
Nanette Zimmermann spiegelt die Sicht der westlichen Kolonialisatoren auf die
fremde Kultur...Regisseurin Anouk Nicklisch sorgt mit subtiler Personenführung
dafür, dass die verzweifelten Träume und Enttäuschungen der beiden Frauen
schmerzhaft deutlich werden...
Stefan Keim
L'elisir d'amore am Staatstheater Mainz
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. Mai 2003
...Nostalgisch knistert die Rille und verzückt schmachtet der Junge Nemorino,
der das Mädchen Adina liebt. Oder vielmehr: ihre Sphäre, ihr Bild, ihre Welt
voller Literatur und Musik, die ihm wie die schneebedeckten Berge im Hintergrund
unerreichbares Ideal zu sein scheinen. Für die anderen Männer der
Dorfgemeinschaft hegt die Regisseurin Anouk Nicklisch wenig Sympathie,
verwandelt sie in memoriam Circe in eine Herde blökender Schafe...der Sergeant
Belcore verkörpert gewissermaßen den Homo erectus... mit dem Quacksalber
Dulcamara kommt ein gewichtiger Versucher über das Dorf...staatsmännisch schwebt
er vom Staatstheaterhimmel...dauersympathischer Blondino, der mit der
Befriedigung von ihm erst geschaffener Bedürfnisse seine Taschen füllt.
Nicklisch pointiert diesen Aspekt bis zur Groteske..., läßt die Soldaten zu
eingebildeten Kranken mutieren, während die Damen jedes Fältchen im Gesicht als
Abgrund wahrnehmen...Das Zwerchfell bleibt darob aktiv, während das ästhetische
Unbehagen permanent zunimmt. Doch hat die vermeintliche Geschmacklosigkeit
System. John Carlo Pierce...mutiert im zweiten Akt zum militanten Erzromantiker,
und die emotionale Unbedingtheit des zu sich selbst gekommenen Nemorino bringt
auch Adinas bildungsbürgerliche Fassade zum Einsturz. Nach der operettenhaften
Künstlichkeit wirkt beider Bekenntnis zur Liebe wie ein Befreiungsschlag... Alle
Ersatzhandlungen, Ersatzgefühle, Ersatzwelten vergehen angesichts dieses
aufrichtigen Gefühls...Die Darsteller agieren bezwingend...doch während das Auge
funkelt, nistet in mancher Seelenfalte weiter Beklommenheit. Allzu deutlich
zeichnet Nicklisch auch ihre Vorbehalte gegen das Lieto fine in ihrer
Inszenierung ein. In ihrer Sicht auf das Melodramma giocoso schwingt eine
latente Trauer über das Illusorische menschlicher Lebensentwürfe mit....Und
denkt man zurück an das romantisch überhöhte Bild, welchem sich Nemorino zu
Beginn hingab, an die artifizielle Tristan-Welt, in die sich Adina
hineinträumte, so gibt es kaum etwas, das den ersten Tag des gemeinsam
gestalteten Lebens überdauern könnte...
Benedikt Stegemann
Frankfurter Rundschau vom 21. Mai 2003
...Das Orchester ist noch stumm, das Vorspiel hat noch nicht begonnen, da nimmt
Adina auf der Vorbühne den Tonarm ihres kleinen Plattenspielers in die Hand und
legt ihn auf eine knisternde alte Platte. Es ertönt der Tristan-Akkord, ein
unaufgelöstes Symbol ewiger Sehnsucht. Ein Klang aus dem vier Stunden
schmerzbeladenenes, nie zur Ruhe kommendes Musiktheater entstehen kann. Hier ist
es aber mit der Schwere gleich vorbei.... Tristan wird aus den Höhen
romantischer Metaphorik auf das Land zurückgeholt.
Was dann kommt sind zweinhalb schnell vorbeifliegende Stunden italienischer
Oper.
Gaetano Donizettis Lelisir damore, ist ein brüchiges, aber auch
unterhaltsames, mit dem alten Motiv des Liebestranks spielendes Stück, das
zwischen vordergründiger, holzschnittartiger grober Theaterkomik und Einsichten
in menschliche Tiefen hin- und herspringt. Anouk Nicklisch weiß in ihrer
Inszenierung am Staatstheater in Mainz diesen Spagat auszuhalten. Sie hat einen
schönen, von Theaterkonventionen unberührten Hang zur Groteske. Sie spielt mit
Schafen und Fototapeten, mit Uniformen und raschen auf keine Logik zielenden
Schnitten...Die Damen des Chors kreischen vor Glück, die Herren blöken, in der
Mitte steht Adina, die Fäden gutgelaunt in der Hand. Alles ist irgendwie
lustig...Nur Nemorino (John Carlo Pierce) ist nicht zum Lachen zumute....
Nicklisch inszeniert ihn in Anlehnung an Buster Keaton, rührend naiv...Aber er
ist ein Verlierer. Das, was er will, Adina, erscheint unerreichbar. Dabei liebt
sie ihn von Anbeginn, daran lässt Nicklischs Personenführung keinen Zweifel.
Nur: es zuzugeben, das große Gefühl zu erlauben, wenn es im Leben direkt vor
einem steht, das ist nicht so einfach...
Tim Gorbauch
Die Zauberflöte am Stadttheater Klagenfurt
Die Presse vom 28. Dezember
Wie selten ist es geworden, dass sich eine Regie völlig in den Dienst des Werkes
stellt, anstatt dem Publikum avancierte Konzepte aufzuoktroyieren, doch
Klagenfurt hats: Regisseurin Anouk Nicklisch und Bühnenbildner Roland
Aeschlimann erzählen Die Zauberflöte in subtiler Weise als zeitloses Märchen,
und dies lobenswerterweise mit dem Hauptgewicht auf der Ausleuchtung
archetypischer Symbole und vor allem der ehrwürdigen Aufführungstradition des
Werks. Ideologische Festlegungen werden vermieden, die Handlung kann in dem
wunderschönen, so sinnlich wie abstrakten Bühnenbildern gleichsam atmen, ohne
deshalb verbindlich zu werden, vermag die Inszenierung zu interessieren, ja
oftmals zu fesseln...
Harald Haslmayr
Don Giovanni Tenorio ossia Il dissoluto punito von Vincenzo Righini am Staatstheater Mainz
Die Deutsche Bühne 8/2002
...ganz gewiss verdienstvoll, dass das Staatstheater die Aufführung in
Kooperation mit dem Fachbereich Musik der Mainzer Gutenberg-Universität und der
von der Künstlerin Rosalie geleiteten Abteilung Bühnen- und Kostümbild an der
Offenbach-Hochschule für Gestaltung erarbeitet hat. Eine gute Gelegenheit für
junge Ausstatter, Orchestermusiker, Solisten und Chorsisten, unter dem
versierten Dirigenten Michael Hofstetter und der professionellen Regisseurin
Anouk Nicklisch Bühnenerfahrungen zu sammeln.
Anouk Nicklischs Regie spielt mit modernen Mitteln auf historische
Bühnenästhetik an: Theater in Anführungszeichen, teils ironisch glossierend,
teils klug kommentierend, stets schön anzusehen.
Detlev Brandenburg
Frankfurter Rundschau – Kulturspiegel vom 18. Juni 2002
...Mit scharfem Blick für Situationen und Personenkonstellationen arbeitet
Regisseurin Anouk Nicklisch heraus, wie Don Giovanni irritiert den Verlust der
eigenen Aura spürt. Dass er aus der Sicherheit des Instinktmenschen in
Selbstzweifel und Trotz fällt und damit als einzige Figur des Stückes eine
Entwicklung durchmacht, wird unterhaltsam und mit leichter Hand vorgeführt. ...
Andreas Hauff
Teseo am Stadtheater Klagenfurt
Die Presse vom 21. Januar 2002
Mit Händels Teseo gelang dem Stadttheater Klagenfurt eine erfrischende
Repertoireerweiterung. ... Der Regisseurin Anouk Nicklisch gelang in der Folge
ein knisternd- intensives Kammerspiel um zeitlose humane Emotionen im Gewand der
klassischen Antike. Den Höhepunkt bildete der vierte Akt mit einem
hochstilisiert-symbolistischen, auch farblich virtuos aufgefächerten Psychogramm
jenseits billiger Aktualisierungen; überaus aussagekräftig das geometrische
Bühnenbild von Roland Aeschlimann ... Nicht nur eingefleischten Barockfans sei
die Reise nach Klagenfurt zu dieser geglückten Produktion empfohlen.
Harald Haslmayr
Süddeutsche Zeitung vom 30. Januar 2002
... Klagenfurt bedeutet, Fantasie und Flexibilität gegen die Konkurrenz der
großen Häuser zu setzen... Anouk Nicklisch inszeniert viele gebrochene Herzen.
Aus Georg Friedrich Händels selten gespieltem Teseo macht sie eine
Liebesgeschichte. Zu Nicolà Francesco Hayms Libretto fällt Nicklisch genug ein.
Die Regisseurin konzentriert sich auf die Hauptfiguren und entwickelt ein Spiel
über Liebe und Eifersucht aus der Situation,aus der Langeweile des Wartesaals
heraus. Ewiges Rätsel der Zeit: Mühsam sollten sich die Zeiger über das
Zifferblatt quälen. In Klagenfurt krabbeln sie hurtig.
Clemens Prokop
Kärntner Tageszeitung vom 21. Februar 2002
...Begeistert von diesem Teseo zeigte sich auch die Krimiautorin Donna Leon:
Die Inszenierung hält jedem internationalen Vergleich stand, auch mit großen
Häusern, die sich speziell der Barockoper gewidmet haben. Die Medea hat mich
fasziniert....
Donna Leon
Tosca am Staatstheater Mainz
Rhein-Main Presse vom 5. November 2001
Starr wie eine Ikone steht Tosca an der Rampe und singt ihr Bekenntnis Vissi
darte Unterdessen hantiert der Polizeichef an ihr herum, als wäre sie eine
Gliederpuppe. Er probiert an der Sängerin die verschiedensten Posen aus, mal
rührselig, mal pathetisch, ohne dass sie es bemerkt. Das ist die Schlüsselszene
zu einer spannend neuen Sicht auf die Figuren. Die Regie von Anouk Nicklisch zu
Giacomo Puccinis Tosca erreicht bei diesem, im Repertoire arg verschlissenen
Politschocker aus Liebe, Eifersucht und Tod ein Höchstmaß an Vergegenwärtigung.
Eine ebenso inspirierte wie konsequente Theaterleistung.
Tosca wird zur Tragödie einer Künstlerin, die nur in ihrer Theaterwelt lebt,
sich nur in den übersteigerten Emotionen und Posen ihrer Rollen ausdrücken kann
und deshalb der erstbesten plumpen Intrige Scarpias zum Opfer fällt. ...
Siegfried Kienzle
Frankfurter Rundschau – Kulturspiegel vom 5. November 2001
Mehr Theater hat man in Mainz zur Wiedereröffnung des Großen Hauses
versprochen; und in der Tat jagen sich auf den drei Bühnen des Staatstheaters
derzeit die Premieren. Acht Wochen nach der Tosca an der Frankfurter Oper gibt
es nun Puccinis Oper auch hier zu sehen. Keines der Häuser braucht sich für die
Doublette zu schämen; beide Inszenierungen wissen zu fesseln. Und es nimmt der
Frankfurter Aufführung nichts von ihren Qualitäten, wenn man feststellt, dass
ihr Mainzer Pendant noch stärker unter die Haut geht.
...Anouk Nicklisch und ihr Bühnenbildner Ulrich Schulz bringen im ersten Akt ein
Kirchenschiff auf die Bühne, aber es scheint nach hinten eingesackt und durch
drei Risse in der Kuppel dringt anfangs die Sonne, als ob in die Welt der Kirche
St. Andrea das Licht der Aufklärung schiene...Die Regisseurin konzentriert sich
vor allem auf die Entwicklung der Titelfigur. ...
Deutlich wird im zweiten Akt die quälende Nähe, die bei Verhören zwischen Opfer
und Peiniger entsteht. Wie Scarpia Tosca zum Gebet die Hände führt und sich dann
sichtbar an die Stelle des angerufenen Gottes setzt, gehört zu den
beklemmendsten Momenten dieser Inszenierung....Auch Nicklisch lässt Tosca
schließlich nicht von der Brüstung springen – freischwebend steht sie da, wie
ein Engel, der zum Flug anhebt.
Andreas Hauff
Salome am Staatstheater Mainz (Phönixhalle)
Nennung als Inszenierung/Regisseur des Jahres in Jahrbuch Opernwelt 2001
Süddeutsche Zeitung vom 15. Januar 2001
...Die junge Regisseurin Anouk Nicklisch vermeidet jeden Außenrealitätsbezug zur
ungeheuerlichen Geschichte...Schauplatz ist ein anonymer Flur, ...unwirtlicher
Kunstraum (Bühne: Ulrich Schulz), mit dessen verschlungenen Formen, dessen
tiefblauen, später grünlichen Lichtfluten eine surrealistisch designte Welt
heraufbeschworen wird....In dieser Welt einer bedrückenden, zugleich
traumverloren-schönen Sterilität entfaltet Anouk Nicklisch ihre exakt
choreographierte Personenregie – Bewegungssequenzen, die die autistischen
Personen der Handlung konsequent bei sich allein lassen.
...Die szenischen Rollenporträts – und auch die Kostüme – sind von ihr so
brillant konzipiert, dass deren innere Umrisse zum Greifen körperlich wirken
können, plastisch bis an die Grenze des leicht Poppigen, ohne in die Karikatur
abzugleiten....Eine Aufführung dramaturgisch reflektierter, fast vollendeter
Bühnenbalance in der Feinabstimmung von Detail und Atmosphäre, Genauigkeit und
Elan des Spiels, Hintergründigkeit und jener Ironie, die den Klischees
entgegensteuert. Am augenfälligsten bei... Salomes Tanz: Es wird keine
anmachende Eurhythmieräkelei zelebriert..., stattdessen die zynisch
kalkulierte Entkleidungspantomime einer zunächst als Mann auftretenden Frau, die
ihr Geschlecht dem Vater so quälend langsam enthüllt, dass er es am Ende
berauscht mit dem Kopf berührt. ....Das Motiv des verbotenen Blicks, eines
Voyeurismus, der aus den fünf Juden, Soldaten und Nazarenern während Salomes
Tanz eine gierige Meute von hinter Masken verborgenen Gaffern macht, spielt in
der Aufführung eine zentrale Rolle. Pandämonium der Ersatzbefriedigungen:
Schärfe und Witz, Obszönität und intellektuelle Coolness halten sich die Waage.
Und die Apotheose, Salomes skandalöser Kuss auf die Lippen des abgeschlagenen
Kopfes? Sie endet mit einer Überraschung: Fetisch der Männlichkeit ist hier kein
Mummenschanzkopf, sondern die rot lackierte Maske des Todes, die sich Salome an
ihr Gesicht drückt. Ihr Gesicht darum gezeichnet wird, blutverschmiert...Wie
stark das Musiktheater in der sogenannten Provinz sein kann, dafür steht diese
Salome.
Wolfgang Schreiber
Frankfurter Rundschau vom 16. Januar 2001
Anouk Nicklisch entwickelt eine szenisch überzeugende und zeitgemäße Lesart von
Richard Strauss Salome im Staatstheater Mainz.
...Die Hoffnung auf eine intelligente feministische Lesart des Stückes trog
nicht.. Einen eigenwilligen Akzent setzte eine Rollenänderung: Aus dem Pagen der
Herodias wurde die Amme der Salome, streng stilisiert mit ... maskenhaftem
Gesicht und langsam-bedachten Bewegungen. Machtlos wie Kassandra spricht sie von
düsteren Ahnungen und schreitet an der Grabenkante des Palastes
entlang...Tatsächlich gelingt Anouk Nicklisch in ihrer Inszenierung eine
eindringliche Studie über die verhängnisvolle Entwicklung einer jungen
Frau....Am Ende steht sie im keuschen silbernen Trägerkleid vor Herodes, eine
Art Brautkleid für sie, denn sie wünscht sich den Kopf des Täufers auf einer
silbernen Schüssel. Den gibt es dann aber nicht in naturalistischer Nachbildung,
sondern als rote Totenmaske, die sich Salome in einem verzeifelten Akt der
Identifikation schließlich selbst aufsetzt. Der Lebende wollte nicht antworten,
der Tote kann es nicht mehr; es gibt keinen Ausweg. Man töte dieses Weib!,
kommandiert Herodes. Salome zuckt bloß mit der Achsel...
Andreas Hauff
Opernwelt – März 2001
Ein Mann wuchtet riesige Buchstaben aus dem Bühnenuntergrund, hält sie bald
beschwörend in die Höhe, bald sucht er Schutz hinter ihnen...Johannes der Täufer
ist nunmal ein Mann des Wortes, der sich hinter den Buchstaben der Schrift
verschanzt...Aus dem Spannungsfeld zwischen leibfeindlicher
jüdisch-frühchristlicher Texttreue...und der unbändigen Sinnlichkeit einer
jungen Frau hat Anouk Nicklisch ihre Sicht auf Salome inszeniert. Die Bühne von
Ulrich Schulz erinnert an ein Schneckenhaus...ein hochästhetisches
Luxusirrenhaus...Der Regisseurin ist die Transformation der orientalischen
Prinzessin in eine moderne junge Frau aufregend gelungen....Zur zentralen Szene
des Tanzes übersetzt Nicklisch die noch auf Strauss Zeitgenossen schockierend
wirkende Erotik in eine heutige Form sexueller Grenzwertigkeit...:Salome ködert
die geile Männergesellschaft im dunklen Straßenanzug, dem sie im roten
Lackbustier entsteigt. Dabei werden die rote Krawatte, der Lackhandschuh und
schließlich der Brustpanzer zum wahren Objekt der Begierde. Einmal den
bettelnden Hündchen vorgeworfen würde es dem geifernden Mob nicht einmal
auffallen, wenn Salome nackt umherhüpfen würde....Der Jüngling, der sich ihren
Brustpanzer umgebunden hat, wird hinter die Bühne (zu Tode) gehetzt....Der im
Tanz angelegte Fetisch-Gedanke bestimmt auch das Ende: Statt eines abgehackten
Kopfes trägt die alte Amme eine blutige Maske herein. Darunter erfährt Salome
ihre finale Umwandlung, erfasst die Botschaft des Täufers und gleichzeitig ihre
Liebesinitiation...
Claus Ambrosius
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14. Januar 2001
...Anouk Nicklisch geht es in ihrer Inszenierung der Salome ...weder um
orientalischen Schleierzauber noch um eine Fallstudie der psychischen
Implikationen eines Inzestdramas, sondern um die verkorkste Beziehung zwischen
Salome und dem Propheten Jochanaan . Elizabeth Hagedorn verkörpert die
Titelfigur als intelligente, willensstarke junge Frau. Ein intellektueller
Diskurs mit ihrer männlichen Umgebung scheint ihr der Mühe nicht wert: Wer schön
ist, kann diesen Teil der Menschheit mit sexuellen Reiz-Reaktionsmustern mühelos
manipulieren. Da hört Salome die Stimme des Jochanaan und vernimmt seine
visionäre Botschaft...Dieser Mann, glaubt sie, könne ihr wahres Selbst erkennen.
Das Verhängnis nimmt seinen Lauf, als Jochanaan mit einer Sammlung sperriger
Buchstaben aus der Zisterne steigt. Zwischen den drei Anfangs- und
Schlußbuchstaben von Salomes Namen klaubt der Prophet einen Buchstabensalat,
dessen Verweis unklar bleibt, heraus: XNV. So kann er die Seele seiner
Gegenspielerin nicht dechiffrieren und verfehlt zugleich die Botschaft des von
ihm verkündeten Messias: Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht
lebendig (2.Korinther, 3,6)). Als der Mann, in den Salome ihre Hoffnungen
gesetzt hatte, sich hinter seinen Symbolen verschanzt, sie nicht erkennen will,
sucht sie sich seiner physisch zu bemächtigen. Die für ihn letale Konsequenz ist
Geschichte. Doch Salome, die ihre Umgebung immer virtuos mit Fetischen
zufriedenzustellen weiß, muß erkennen, daß der ihr auf einer Silberschale
gereichte Kopf auch nur ein Fetisch ist.... Zu sehen sind zwei Menschen, die in
ihrer Suche nach dem Essentiellen füreinander bestimmt sein könnten, sich
aufgrund ihrer Denk- und Verhaltensmuster aber verfehlen müssen:
Nicklisch ist eine schlüssige, extrem dichte, bei aller Eigenständigkeit nie
forciert wirkende Deutung gelungen.
Benedikt Stegemann
Leonore 1806 am Staatstheater Mainz (Phönixhalle)
Opernwelt – Juni 2000
Kaum anders und doch ganz neu: Nach einer musikalischen Aufführung in Bonn wurde
nun in Mainz Ludwig van Beethovens Leonore in der Fassung von 1806 erstmals
seit der Beethovenzeit wieder szenisch aufgeführt. ...Die inhaltlichen
Unterschiede wiegen schwer und machen den inszenatorischen Überbau in die
Rettung der Menschheit unmöglich. Leonore 1806 ist ein Rückzug in die
Privatsphäre, der die Nebenfiguren stärker beleuchtet und das im Fidelio so
heldische Ehepaar Leonore/Florestan zu Charakteren mit menschlichen, ja
allzumenschlichen Schwächen macht. Beispiel: 1806 lässt Beethoven die große
Leonoren-Arie mit einem Rezitativ beginnen, in dem Leonore Versagensängste
äußert und sich erst mit Fortschreiten der Arie selbst motiviert...
Als Symbol der bürgerlichen Welt steht ein riesiger Wohnschrank auf der Bühne
der Mainzer Ausweichspielstätte Phönixhalle, der just mit dem Auftauchen
Pizarrros von einer gigantischen Kreissäge durchtrennt wird. Regisseurin Anouk
Nicklisch inszeniert die intimere Fidelio-Frühversion nicht als heimeliges
Singspiel, sondern zieht in dem eindrucksvollen Bühnenbild von Roland
Aeschlimann die dauernde Isolation Leonores als rotem Faden durchs Stück. Selbst
als der maskenhaft entindividualisierte Chor am Ende jubelt, steht Leonore
unintegrierbar beiseite: Wie soll sie sich nach dem unermesslichen Kraftakt
wieder in ihre determinierten Pflichten einfinden?...
Claus Ambrosius
Wiesbadener Kurier
...Die Regisseurin lässt ihre Leonore glücklicherweise nicht zum Histörchen aus
dem vorletzten Jahrhundert werden: Zwar darf Marzelline im Quartett noch im
Wäscheschrank ganz bildlich nach den Sternen greifen, doch beim Auftritt des
Bösewichts Don Pizarro wird das Glück durchschnitten von einer übergroßen
Kreissäge. Der Schrank mutiert zum Kerkereingang. Und wenn im Finale des ersten
Aktes an die Gefangenen Kissen verteilt werden, vorne bedruckt mit Ruhe,
hinten mit Gewissen, so dass sich das eine gleich unter dem anderen ersticken
lässt, dann fragt man sich: Könnte so nicht auch Fidelio inzeniert werden? Wohl
nicht: denn im zweiten Aufzug deutet Nicklisch auf den Triumph der ehelichen
Liebe und zeigt, wie er wirklich aussieht: Da hat Leonore alles riskiert, ist
als Fidelio in den Kerker gestiegen und findet im Einheitsbühnenbild von Roland
Aeschlimann ihren Florestan recht lächerlich auf dem nun zerborstenen Schrank
sitzen. Frauen kämpfen eben durchdacht und besonnen, so wie Athene, deren Statue
hier im Zentrum der Bühne steht. Doch was macht der befreite Gatte, wenn im
Finale der Chor das holde Weib besingt? Feiern lässt er sich, ganz wie der
Minister Don Fernando: Wie es Politiker eben tun, winkt dieser mit seiner
Zigarre publicity-wirksam der Menge zu. Und Leonore? Sie steht allein am Rand.
Von wegen hohe Gattenliebe....
Axel Zibulski
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. April 2000
...Schon während der Ouvertüre träumt sich Marzelline, auf einem Kissenberg
lesend, in eine höhere Form bürgerlichen Lebens hinein. Doch die enge Moral, in
die sie hineingeboren wurde, bettet sie zwar weich, lässt sie aber beim Griff
nach den Sternen im kissengefüllten, traumblau erleuchteten Schrank versinken.
Glück und Hausfrauenpflichten sind zweierlei. Kissen mit dem Aufdruck Ruhe und
Gewissen sind Leitrequisiten von Anouk Nicklischs Inszenierung. Im zweiten Akt
hockt Florestan oben auf dem zusammengestürzten Schrank, als sei die bürgerliche
Weltordnung im Symbol des Nutzmöbels zerbrochen. Marzelline bekommt das zu
spüren: Ihre Träume sind zerstoben, als Fidelio sich als Leonore zu erkennen
gibt. Aber auch das hohe Paar ist schließlich desillusioniert. Florestan und Don
Fernando lassen sich nach Leonores Rettungstat feiern, die Heldin selbst wird in
der männlichen Selbstbespiegelung ausgegrenzt. Florestan folgt ihr schließlich
widerwillig. ...
Ellen Kohlhaas
Il barbiere di Siviglia am Stadttheater Klagenfurt
Kleine Zeitung vom 29. Februar 2000
Wenn die zierliche Musik- und Theaterwissenschaftlerin über ihr Konzept von
Rossinis Barbier spricht, wird man sofort neugierig. Anouk Nicklisch folgt bei
ihrer Konzeption Rossinis Komposition...sie will erzählen, wie die Musik die
Figuren treibt. Für sie befinden sich die Figuren in Rossinis funkelnder Komödie
im Zustand der Unschuld. Wie Adam und Eva, ehe sie den Apfel vom Baum der
Erkenntnis gegessen haben, sind sie amoralisch. Rosina, Figaro, Bartolo, Graf
Almaviva – sie alle haben weder Skrupel noch Scham...ausser, wer sich erwischen
ließ, entwirft Anouk Nicklisch das Bild einer völlig unbefangenen Gesellschaft.
Ausstatter Roland Aeschlimann, mit dem Nicklisch schon mehrmals
zusammenarbeitete, setzt der Hemmung des Uhrmachersohnes Beaumarchais ein
Uhrwerk entgegen: in zwei beweglichen und einem starren Zylinder ist Rossinis
Personal gefangen. So soll die mobile Bühne etwas über den Mechanismus der
Komödie erzählen und – über das Leben: Die Figuren haben sich am Schluss nicht
verändert, aber es hat sich viel getan. Man war einmal oben und einmal unten,
mal fühlte man sich eingesperrt, mal ausgeschlossen. ...
Uschi Loigge
Kleine Zeitung vom 4. März 2000
...Die Motorik der Musik, die aberwitzige Schnelligkeit des musikdramaturgischen
Aufbaus sowie die Tatsache, dass Beaumarchais, der der Verfasser der
Figaro-Trilogie, der Sohn eines Uhrmachers war, verlassten die deutsche
Regisseurin Anouk Nicklisch, die Handlung teilweise in einer Art
Uhrgetriebe-Räderwerk zu platzieren. Der Schweizer Ausstatter Roland Aeschlimann
erdachte dafür ein kühnes zylinderartiges Drehkonstrukt mit Treppen, das Haus
Bartolos darstellend...
Helmut Christian
Die Kronenzeitung
Die Abstraktion des Komischen
...Wo andere Regisseure in opulenten Bildern schwelgen, serviert Anouk Nicklisch
Kargheit. Wo andere kleinste Zeichen von Charakter-Entwicklungen ausbauen,
beschränkt sie sich auf die Darstellung von Mechanismen: Oper bis aufs Skelett
entblößt...
Frida Stank
Schönbergs Von heute auf morgen und Suppés Schöne Galathèe Doppelabend am Stadttheater Koblenz
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. März 1999
...In Koblenz hat man Schönberg beim Wort genommen, indem man nach der
Zwölfton-Buffa Von heute auf morgen echte Operette spielte: Franz von Suppés
komisch-mythologische Schöne Galathée....Beide Stücke handeln von
Männerphantasien, leibhaftigen Wunschfrauen, deren ungezügelte Begierden den
Männern jedoch bald schon so bedrohlich werden, dass sie die wunderbaren Wesen
schleunigst wieder auf Normalformat zurückpfeifen. ...Roland Aeschlimanns
Bühnenbild zur Inszenierung von Anouk Nicklisch spielt raffiniert mit den
Grenzen zwischen Innen- und Außenräumen. Aus einer Wand ist eine ovale Fläche
herausgeschnitten und schräg nach vorn in den Orchestergraben gekippt. Dort
tummeln sich schon während der Schönberg-Oper Gipsstatuen normierter weiblicher
Schönheit. Das Orchester ist hinter der Öffnung sichtbar im Bühnenraum
platziert.... Am hinteren Bühnenende schläft das Kind im Gehäuse eines riesigen
Zifferblattes, während der Zeitmesser seinen Eltern mit einem bedrohlichen
Inspektionsgerät auf den Zahn zu fühlen scheint: Statt eines Uhrzeigers ragt ein
überdimensionales Zahnarzt-Spekulum in den eiförmigen Privatraum des Ehepaares.
Die Personenregie konzentriert sich auf wenige Symbole. So entsteigt das
Heimchen, das vordem ewig strickte, als verrucht-verfluchte Wunschfrau einer
Hutschachtel. Der moderne Mann ertüchtigt sich mit Liegestützen, überprüft sein
zeitgemäßes Outfit im Zahnarztspiegel und entpuppt sich deutlich, aber nicht
penetrant als Haushaltstrottel, sobald er eine Schürze tragen muss.... nach der
Pause steht die engelsgleiche Statue Galathée (sanft perlende Koloraturen:
Andrea Bogner) zunächst noch verhüllt in der Hutschachtel... Am Ende lässt Anouk
Nicklisch entfesselte Weiblichkeit siegen: Galathées wütender Einspruch rettet
sie vor dem Marmortod. Dafür erstarren die drei ungleichen Verehrer zu Statuen –
Triumph der Schönheit über versteinerte Realität. Das Koblenzer Experiment
glückte, weil es nicht bloß augenzwinkernd den Kontrasteffekt ausschlachtete.
Vielmehr belebten sich die Werke wechselseitig.
Julia Spinola
Die Deutsche Bühne April 1999
...Die Regisseurin Anouk Nicklisch vermeidet denn auch die Klischees
naturalistischer Personenführung und bevorzugt aussagekräftige symbolisch
Konstellationen. Der Auftritt der in eine femme fatale verwandelten Frau
vollzieht sich aus einer am Boden liegenden Hutschachtel heraus (!). Von
hinreißender, dabei durchaus feiner und anspielungsreicher Komik ist dann die
Inszenierung der Schönen Galathée...
Ingo Dorfmüller
Frankfurter Rundschau vom 23. März 1999
...Eine besondere Rolle hat Andrea Bogner als Galathée: Wie die ehemalige Statue
als Mensch von Fleisch und Blut – ganz im Einklang mit Suppés Musik – zu sich
kommt und dabei eine ganz eigene Mischung von Naivitätund Durchtriebenheit
entfaltet, ist ein Kabinettstückchen besonderer Art. Und so ist es nur
konsequent, dass sie in dieser Inszenierung in einer dezent feministischen
Pointe das letzte Wort bekommt: Aufhören!, schreit die wieder versteinerte, als
der Kunsthändler Midas wieder mit der alten Leier anfängt, kehrt ins Leben
zurück und arrangiert die erstarrten Männer zu einer ebenso malerischen wie
lächerlichen Dreierpose.
Andreas Hauff
Orfeo ed Euridice am Stadttheater Koblenz
Opernwelt – März 1998
...Anouk Nicklisch führt die singenden Akteure in dem sich jeweils verändernden
Raum (Roland Aeschlimann) nicht nur als Träger der Handlung, sondern zugleich
als plastische Objekte: Der Raum wird von der Figur ergriffen, die Lineaments
des Raums treffen sich in der Figur. Von diesem Ordnungssystem, das eine fast
klassische Ruhe ausstrahlt, finden dann aber auch feine Charakterisierungen,
bedeutungsvolle Gesten, psychologisierende Vertiefungen ihren Platz. Zuletzt,
nach dem Lieto fine, löst sich Euridice von Orfeo und schaut
schmerzlich-sehnsüchtig noch einmal in die Unterwelt zurück, als würde sie von
einem geheimen Zweifel über die Brüchigkeit allen Glücks erfasst. Immer wieder
ergeben sich auch sinnstiftende Details wie die düster-barocken Gestalten in der
Unterwelt oder im Reigen seliger Geister der Tanz der Knirpse und Metronome.
Gerhard Rhode
Frankfurter Rundschau vom März 1998
Frischer Wind – Orpheus in Koblenz
..Mit sensibel ins Spiel gebrachten Details innerhalb der sorgfältigen
Personenführung gibt Regisseurin Anouk Nicklisch der Handlung
Hintergründigkeit....Ein besonderer Moment ist der Reigen seliger Geister mit
trippelnden Flügelknirpsen und ebenfalls weißen, freundlich winkenden wie
skurrile Gespensterchen erscheinenden Metronomen ist diese Szene ein Augenblick
flüchtiger, nicht ganz geheurer Idylle...
Vera Lumpe
Süddeutsche Zeitung Nr. 60 vom März 1998
Der weibliche Blick auf die Kunst der Männer: Anouk Nicklisch inszeniert Glucks
Oper Orfeo in Koblenz
...Im kleinen kurfürstlichen Theater von Koblenz ist Orpheus ein Mann, ein
Countertenor und die ganze Bühne ein bläulich schimmerndes Saitenspiel
(Ausstattung: Roland Aeschlimann) Raum aus Musik für Musik? Wie der Corpus eines
abstrakten Instruments klappt der Deckel im zweiten Akt hoch, öffnet die
Unterwelt ihre Pforten. Was dann passiert, erreicht Anouk Nicklischs klarer,
kaum je effekthaschender, weil unbestechlich vom Notentext her argumentierender
Inszenierung von Orpheus und Eurydike mitunter die Dichte eines
Strindbergschen Ehedramas. Das göttliche Blickeverbot – es mündet in eine
virtuose Verkehrung des Geschlechterverhältnisse.....In Koblenz agiert Eurydike
... wie selbstverständlich oben, Orpheus hingegen bald notgedrungen unten.
Je näher die beiden indes der wirklichen Welt kommen, desto tiefer senkt sich
der Deckel, herab, schließen sich die Pforten des Totenreiches wieder. Als würde
er bei lebendigem Leib begraben, schlimmer noch, als trüge er die ganze Welt auf
seinen Schultern, windet und wehrt sich Orpheus in der Falle – und schaut zurück
und tötet. Da hilft nur Eros als leibhaftiger deus ex machina, ein zweifach neu
geschenktes Leben....Wie Eros mit verbundenen Augen und roh gestutzten Flügeln
reglos in der Luft baumelt, wie sehnsüchtig Orpheus Blick an ihm hängt und
Eurydike längst wieder am Abgrund kniet: ein trefflicheres Sinbild für den
Wahrheitsgehalt unserer bourgeoisen Utopien hätte die Regie kaum finden
können...
Christine Lemke-Matwey
Lucia di Lammermoor am Stadttheater Koblenz
Opernglas 11/97
...Dass eine Ehe nicht immer eine Liebes-, sondern viel öfter eine Geld- und
Machtangelegenheit war, war noch im vorigen Jahrhundert und erst recht zu der
Zeit, in der Lucia di Lammermoor spielt, Usus.
Die Vergangenheit, gesellschaftliche Konventionen und übernommene familiäre
Querelen sind es denn auch, die in Anouk Nicklischs Koblenzer Regiearbeit im
Mittelpunkt stehen....Jene Unglück bringenden Traditionen sind von Anfang an im
Bühnenbild von Ulrich Schulz präsent und sinnfällig gemacht:
Eine...Familiengruft mit Grabplatten im Boden und an den Wänden beherrscht die
ansonsten schwarze Bühne. In ihr ist Lucia eingeschlossen, schon zu Beginn
lebendig begraben...Doch mehr als die Gruft ist in Nicklischs Inszenierung der
Chor, weit über seiner übliche Funktion, zum Symbol für jene veralteten
Denktraditionen geworden, an denen Lucia zugrunde geht... Nicklisch zeigt den
Chor deshalb nicht als reale Menschen, sondern als lebendige Tote, die als
Personifikation der Moralvorstellungen und des Ehrenkodex längst vergangener
Zeiten Lucia verfolgen wie böse Geister und auf ihr lasten wie ein grauenhafter
Alp. Wenn sich der Chor in der Wahnsinnsszene ( Lucia statt im blutigen Hemd im
schlichten schwarzen Trauerkostüm) zurückzieht, bleiben kleine Stoffpuppen
zurück, Abbilder jener Untoten. In ihrem Wahnsinn, der nichts anderes ist als
die Flucht in eine imaginierte, bessere Welt, rächt sich Lucia an denen, die sie
ins Unglück trieben. Sie reißt den Puppen Köpfe und Gliedmaßen aus. In der
phantasierten Realität ist sie die Stärkere. Doch nur hier.
Berückend, wie Nicklisch den Schluß der Oper gestaltet: Edgardo, nachdem er
endlich die Intrige durchschaut und sein Mißtrauen Lucia gegenüber nun
bereut...bekommt ebenso einen Mantel umgehängt, wie ihn die Choristen tragen.
Damit wird er selbst zu einem Teil der Vergangenheit, aus der er nicht
rechtzeitig auszubrechen vermochte...
U. Ruhnke
Alcina am Stadttheater Koblenz
General-Anzeiger Bonn vom 29. Januar 1997
Georges Delnon und Anouk Nicklisch inszenieren Händels Alcina-Oper
Regie, Darsteller und Musiker müssen etwas richtig Gutes gemacht haben, wenn man
nach der fünfundzwanzigsten Da-Capo-Arie einer barocken Oper noch längst nicht
den Wunsch verspürt, den Theatersessel gegen ein komfortableres Sitzmöbel
einzutauschen. In Koblenz, wo der neue Intendant Georges Delnon gemeinsam mit
Anouk Nicklisch als erste eigene Opernregie an diesem Haus Georg Friedich
Händels Bühnenwerk Alcina"inszenierte, sehnt man keineswegs den Schlußakkord
herbei....
Bernhard Hartmann
Opernwelt März 1997
Vielversprechender Intendanten-Neubeginn am Theater der Stadt Koblenz! Georges
Delnon, Schweizer, hatte bei den szenisch meist dubiosen Karlsruher
Händel-Festspielen vor ein paar Jahren mit einer intelligenten Inszenierung von
Ezio für sich eingenommen: eine Produktion, die durch ihre gelassene, schöne,
helle und klare Modernität bestach. Jetzt ist ihm, zusammen mit Anouk Nicklisch
als Ko-Regisseurin, mit seiner Koblenzer Einstandsinszenierung von Händels
Alcina ein regelrechter Coup gelungen...
Horst Koegler
Die Entführung aus dem Serail am Stadttheater Koblenz
Opernglas 11/96
Durch Anouk Nicklisch hat nun endlich auch in Koblenz der Einzug des modernen
Regietheaters stattgefunden. Auch optisch wurde die Neuerung durch das
Bühnenbild von Roland Aeschlimann signalisiert...Das große Verdienst der
Regisseurin ist es, daß sie auf jede wortwörtliche Umsetzung des Textes
verzichtet, daß sie die szenische Darstellung nicht einfach synchron zur Musik
arrangiert. Stattdessen hat sie gerade in den Arien die richtige Portion Mut zur
Langsamkeit. Dann bewegen sich die Sänger ruhig durch stimmungsvolle Licht-Räume
und erfüllen den kahlen Bühnenraum allein mit ihrer Präsenz. Nicklischs
ästhetischer Umgang mit Farben, die zentrale Bedeutung der ausgefeilten
Lichtregie und die betonte Langsamkeit in manchen Bewegungsabläufen erinnert an
den Regiestil des Amerikaners Robert Wilson...Gewissermaßen als Gegenpol zu den
szenisch sehr atmosphärisch gestalteten Arien ging es in den Dialogen dafür umso
lebhafter zu...Endlich hat Koblenz mal wieder einen Anlaß, sich selbst zu feiern
und man darf hoffen, daß dies unter der neuen Leitung in Zukunft noch öfter der
Fall sein wird.
U. Ruhnke
Giasone
Kärntner Tageszeitung vom 10. April 2004
Francesco Cavallis "Giasone" als berauschend coole Einführung in die Mysterien
Venedigs.
Die alten Venezianer waren alles Mögliche: Militante Imperialisten, (sozial
intelligente) Kapitalisten, Räuber, Mäzene, (moderatest) fromme Leute; sie
verfügten über den vermutlichst verruchtesten kollektiven Sinn für Design der
Kulturgeschichte. Eins sind sie aber niemals gewesen: Romantiker.
Woraus sich sogleich die erste - für uns Liebhaber Venexias ausschlaggebende -
Begründung ergibt, Anouk Nicklischs Regiearbeit für Cavallis Oper anzuhimmeln.
Sie sieht das Werk so, wie die Venezianer die metaphysischen Dinge (Götter,
Heroen und sonstiges überirdisches Personal) betrachteten: mit respektvoller und
darum umso penetranterer Ironie.
Immerhin mutierte die theoretisch blutrünstige, mit Dermordeten gepflasterte
Geschichte um Jason und Medea bei Cavalli in eine Carnevalsoper. Nun ist der
Carneval Venedigs aber kein schunkelnder Fasching, sondern er ist ein Mysterium
der Aufklärung.
Woraus sich wiederum ergibt, das berückend exquisite Bühnenbild Roland
Aeschlimanns (coolster Konstruktivismus aus dem Geiste Palladios, kombiniert mit
famoser Technologie) sowei die Kostüme Andrea Aeschlimanns anzuhimmeln..
Freilich ist eine barocke Oper für unsere Hörgewohnheiten fremder geworden als
selbst die Avantgarde, Cavalli nimmt sich Zeit und zwingt uns, sein Zeitmaß zu
akzeptieren. Diese Musik drückt nicht aus, sie spielt mit den Gefühlen, geradeso
wie Amor mit den dummen Sterblichen spielt.Nichols Kok und sein Barockorchester
legen ein raffiniert gewebtes Netz über die allesamt herausragenden
Protagonisten...Was sonst? Das Vollkommene macht den Kritiker ratlos. Ohimè.
Von Bertram Karl Steiner
Süddeutsche Zeitung vom 21. April 2004
..Das Ganze wirkt wie ein Vorgriff auf Offenbachs Mythos-Operetten. Cicognini
war eben auch Zeitgenosse der Zukunft: Seine Tragik und Komik verschmelzenden
Charaktercollagen nahmen die italienische Buffa vorweg. Und Cavallis Partitur
webt die hellen und dunklen Stoffe des Lebens zu einem wunderbar farbigen
Gobelin, der seine Betrachter zugleich rührt und lachen macht. Den visuellen
Rahmen für dieses heitere Teatrum mundi besorgte Roland Aeschlimann, einer der
konsequentesten Bühnenbildner unserer Zeit....Anouk Nicklisch gibt in ihrer
lebhaften, gut getimten Inszenierung der prallen Parodie Raum - etwa wenn sie
den Chor der Winde doppeldeutig versteht und ihn aus allen in Frage kommenden
Körperöffnungen auf eine Argonautenflotte en miniature einblasen lässt. Ohnehin
hat der Abend von Anfang an, da der Sonnengott mit riesigem Babykopf und
Steckenpferd auftritt den Charakter des kindlich Spielerischen...Famliliär das
ganze Ambiente: die handverlesenen Instrumentalisten sind auf
Zuschauerraum-Niveau hochgefahren und ohne Grabenbrüstung in diesen
integriert... Nicholas Kok, gliedert den musikalischen Diaog vom Cembalo aus und
bedient Cavallis Leidenschaft, die herrzhafte Erotik und den instrumentalen
Witz...
Von Gerhard Persché
Kleine Zeitung vom 10. April 2004
Mit schönen Sängerleistungen könnte sich Cavallis "Giasone" in Anouk Nicklischs
Klagenfurter Inszenierung als Publikumsrenner erweisen.
Die Inszenierung von Anouk Nicklisch sorgt für ungetrübtes Vergnügen Ihre
Arbeit wäre vielleicht am besten mit der Feststellung zu loben, dass sie aus
allen Darstellern Menschentypen geformt hat, die nicht nur ihren Rollen
entsprechen, sondern mit denen sich der Zuschauer auch in manchen Ansätzen
identifizieren kann. Die Kostüme, die sich Andrea Aeschlimann dazu ausgedacht
hat, sind in ihrer Mischung aus Alltagskleidern und Gewandung im Stil der großen
Oper ebenso geglückt wie die von Roland Aeschlimann stammende Idee eines nahezu
die gesamte Bühne einnehmenden Kubus, der, vielfach gedreht, geöffnet und in
Segmente verwandelt, den Sängern ungeahnte Auftrittsmöglichtkeiten bietet....
Von Ernst Scherzer